(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 2. Jahrgang, Winter 1935, Heft 2

treten. Salzburg überdies noch in einer Tafel aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, die, wie ehe Darstellung des hl. Martin auf der Wod1en– tagsseite bezeugt,von einemLeprosenaltar stammt (1m1 1450) ; dann auch der böhmische Kunst– kreis 1m1 1435 mit zwei sehr schönen doppelt bemalten Fliigeln, die auf der Innenseite die Verkündigung, auf der Außenseite den heiligen Hieronymus und den hL Wenzel zeigen. Bereits von 1481 stammen die neuerdings er– worbenen vier großen Flügel von einem Altar in der Pfarrkirche zn Eggelsberg im IImviertel, von deren adit Darstellungen aus dem Marien– lebeh sed1s wohl erhalten sind; sie sind das Werk einer he:imisd1en Lokalschule, die unter dem Einflul1 Michael Woh1gemuts stand (im Saal XIII). Schon aus dem Ausgang des 15. Jahrhm1derts kommen die reizenden sechs kleinen Flügel aus der Kirche zu Altmünster mit ihren farben&isd1en Darstellungen von Werken der leiblichen Barm– herzigkeit und von Aposfoln mit Sprud1bändern; Werke des Meisters S. H., der im Museum auch nodi mit einer größeren Tafel (Tod Mariens und wieder Apostel mit Spruchbändern) vertreten ist. In der Stiftssammlung von St. Florian steht ein kompletter kleiner Altar von seiner Hand, es handelt sid1 zweifellos um einen einheimischen Meister. Sehr reich ist die altdeutsche Bildersammlung des Museums, die mll' leider infolge des be– schränkten Raumes nid1t recht zur Geltung ge– langen kann, an Werken der Donausdrnle, die auch in der Skulpturensammlung einen breiten Ramn einnehmen. Hier ist vor allem auf die viel zu wenig beachtete Predella zu verweisen , die die Beweinung Christi in eine friihlingshelle , heimische Landschaft stellt. Sie gehörte zu einem Altar, der anläßlich der Vermählung der Marga– rete Mecyinger von Windhag und des Hans Walchen von Pranded< im Jahre 1506 gestiftet wurde. Ein köstliches Werk der Donauschule ist audi der Flügel mit den farbenleuchtenden Darstellungen aus der Legende der hl. Barbara auf der Außen- und einer stehenden hl. Anna selbdritt auf der Innenseite. Besonders reich an Arbeiten dieser Epoche war die Sammlung des Alt-Linzer Lithographen Josef Hafner, die von seinem Salm Karl fortgese~t und nad1 dessen Tod mit Hilfe einer grol1artigen Spende der Linzer Sparkasse unter der gegenwärtigen Direk- 42 tion des Museums ei:worben ,v1.ffde. Auch zal1J– reiche gotische Möbel gehörten dieser Samm– lung an . Nod1 weiter als die Tafelbilder teichen zeit– lid1 die Skulpturen der Sammlung zurück. Da ist vor allem ehe wundervolle Sandsteinbüste der hl. Maria von einer Gruppe der hl. Anna selbclritt, die einst im Wiener Stepbansdom stand (der Torso je~t im Wiener Diözesan -Museum). Das (gleichfalls aus der Hafner-Samrnhmg stam– mende) einst bemalte Köpfchen ist mit seine1· seelenvollen Innerlichkeit ein Ausklang des höfi– sd1en Stils, um 1400 entstanden, also derselben Zeit angehörend wie eine Wandfigur der heiligen Katharina mit dem Rad und eine vofüunde Holzfigur der Madonna mit dem Kinde aus einem Salzburger Bürgerhaus. Die leQtere, die dem Typus der „schönen Madonna" zugehöi-t, ist ein rechtes Prototyp des „ weichen" Stils, während die anziehende, erst vor km·zem. er– worbene Gnadenmadonna aus der Wallfalu:ts– kirche von St. Wolfgang am Stein die eckigen Bewegungsrichtungen und den knittrigen Falten– stil der Zeit mn 1440 aufweist. Nod1 älter als die genannten Bildwel"ke ist aber die gleichfalls erst kürzlich erworbene Pieta aus gebranntem Ton (leider mit neuer Bemalung), die höd1stwahrscheinlich aus Steyr stammt und in den herben Linien ihrer Komposition , sowie in ihrer primitiven Formgebung von ergreifen– der Innigkeit ist. Sie hat im Stiegenhaus des Musemns als Herzstiic.k eines prächtigen Renais– sance-Altars aus Garsten eine auszeidrnende Aufstefümg gefunden. Weitaus die größte Mehrzahl der in der Samm– hmg vereinigten Reliefs uod Wandfiguren oder Wandgruppen gehören indessen der Zeit un– mittelbar vor und nach 1500 an. So die mäd1tigen drei Flügel aus Sd1lägl vom Jahre 1503 mit i.hrer eigenartig flad1en Formgebung (Heimsudumg, Anbetung der Könige 1md Darbrü1gung im Tempel), dann ehe drei Flügel aus der Sdtloß– kapelle Eggendorf (Geburt Christi, Aabehmg der Könige und Tod Mariens), sowie der herrliche große Flügel von einem Altar der ehemaligen DreifaltigkeitskiTd1e in der Linzer Altstadt (Hahnengasse). Er ist uns nidit nm als e.iJ.1zige sicheres Uberbleibsel von einem gotisd1en Altar, der ü1 Linz stand, widitig, sondern auch wegen seiner stilistischen Verwandtsd1aft mit den Reliefs der Flügel des Kefermarkter Altars; dargestellt ist auf ihm die Geburt Christi. Ein sehr charakte-

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