(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 2. Jahrgang, Winter 1935, Heft 2
merk auf die Erwetbtrng von Werken des frühen 15. Jahrhunderts gerichtet (das bisher nur spärlich vertreten war), anderseits wurde das lnnviertler Gebiet mit seiner interessanten barok– ken Spätgotik, di e unter dem_Einfluß des Matth~ius Krenniss und Hans Leinbergers steht, stärker heran– gezogen. An de1· Spi~e aller spätgotischen Bildwerke des Landesmuseums prangt heute nach ihrer in der _jüngsten Zeit erfolgten Wiedergeburt die mächtige Tafel mit e iner figmemeichen Darstel– lung de1· Kreuzigung auf Goldgrund (im Saale V). Sie ist das Werk eines öster– reichischen Meiste1·s um 1435 (Hans von Judenburg ? Hans von Tübingen?). der in Wiener-Neustadt seine Werk– stätte hatte, und vertritt die Stilstu:fe des Ubergangs vom „weichen" in den „eckigen" Stil. Die Tafel, die schon friiher die kunstgeschichtliche For– schung lebhaft beschäftigt und diese veranlaßt hat, eine ganze Reihe stil– \;envandter gleichzeitiger Arbeiten um den „Meister der Linzer Kreuzigung" zu gruppieren , ist nach einer zwei – jährigen Restaurierarbeit in der Steier– märkischen Landesrestaurieranstalt in verji.ingter Schönheit wiedererstanden. Ntm bli.ihen die herrlichen alten Farben wieder, die jalrrhundertelang unter der– ben barocken Ubermalungen und trüb– gewordenen Firnisschichten verdedd gelegen hatten. Audi die großartige Komposition der Tafel mit ihrer vor– herrsd1enden gotischen Vertikalten– denz, der Massierung der Gruppen Predigt des bl. Paulus in Athen. F liigelreli ef. Vom Meister der Efer– dinger Pi eta. Um 15l0. Linz, Landesmuseum Lichlbild: w. Pflu11z, Li11 z zur Rechten und Linken des Kreuzesstammei:; und dem durchgehenden horror vacui kommt je~t erst recht zm Ansdiauung. Nod1 älter als diese Tafel ist der kleine Fliigel von einem österreichischen Hausaltärchen mit de1· Darstellw1g der hl. . Maria aus ein er Verkündigung (je~t im gotischen Zimmer trnte1·– gebracht). Er ist ein rechtes Beispiel der holden Innigkeit der öste1Teichisd1en Malerei in jener friihen Zeit und steht stilistisch dem Meister der Votivtafel in St. Lamprec:ht sehr nahe. Ungeföbr gleichzeitig mit der großen KreuzigLrng ist die leider s.ehr schlecht erhaltene Votivtafel auf Goldgrund (mit Johannes dem Täufer, der die Stifterin der Madonna empfiehlt), die stili– stisch mit dem „Meister der Darbringung" in Verbin clung gebracht -wird. Auch die Werkstäfü~ Rueland Fruea~fs des Alteren (zwei Altarfliigel aus der alten Pfarr– kirche von Goisern) und die Werkstätte Fried– rich Pachers, des Bruders des groUen Meisters von ßruneck (zwei Flügel mit Halbfigmen von he iligen Frauen), sind in unserer Sammlung ver- 41
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