(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 2. Jahrgang, Winter 1935, Heft 2

gar nicht zu herrschen pflegt, erträglich machen würde. ,,Man kann sich", sd1reibt Professor MaJ.'burg in einem Aufsai}. der „ Wiener Klinischen Wochenschrift", ,,keine Vorstellung mad1en, wie weit hier die Natur in ihrer Frühjahrsentwickhmg gegenüber anderen Orten voraus ist. Das Klima ist infolge der dichten Nadelwälder, die nahezu bis in den Ort reichen, und der absoluten Wind– stille ein nach jeder Richtung hin befriedigendes. Da wir Nervenärzte besonders für Neurasthenike1· und Organneurotiker (Organne1uosen des Her– zens) die mittleren Höhenlagen bevorzugen, so kommt Bad Ischl mit seiner Höbe von 468 Meter für solche Personen in allererster Linie in Frage. Wir sind auch gliicl<licherweise in Osterreich im Besii.}e der stäi·ksten Sole, und das ist die Bad Ischler. Ein schwaches, laues Solebad gibt einen ausgezeichneten Hautreiz ab, der besonders für Nem:astheniker vo n ausgezeiclmeterWirkung ist." Es ist wohl kein Zufall, dafl gerade Persön– lichkeiten, wie Komponisten, Schriftsteller, Ge– lehrte, Schausp ieler 1rnd ausiÜ)ende Musiker, so oft und gern in Bad Ischl Aufenthalt genommen haben . Der Anreiz, der von der Landschaft und den Solebädei·ngei:ade bei empfindsamenNatmen sich so günstig auswirkt, hat auf das Sdiaffen dieser Geister gew:ill keinen unerheblichen Ein– fluß genommen, und es ist sicher kein Zufall, dafi gerade hier so viele Kunstwerke musika– lischen und. literarischen Inhaltes entstanden sind, 14 Bad lsd1l , Sole-Bassin Lid,tbild: Rciffenstein. \Vien von den heiteren Schöpfungen der Operette an bis zu den schweren Tonsäl}.en eines Brahms. In neuerer Zeit wird Bad Ischl auch vielfach überhaupt zur Regenerierung des Körpers emp– fohlen, als wichtiger Faktor in dem oft miß– brauchten und vielfach falsch verstandenen Komplex „Verjüngung". Durch den Sommer– aufenthalt des kaiserlichen Hofes wurde Bad Isdtl auch der natürliche Anziehungspunkt für zahh·eiche Persönlichkeiten der Aristokratie und anderer gesellschaftlid1 bevorzugter Kreise, wo– durd1 die Bedeutung Bad Isc-hls als Kurort eigentlich eh-vas in den Hintergrund gedrängt wurde. Erst in der Nachkriegszeit mit dem Weg– fall dieses Faktors besann man sich wieder stärker auf die ursprüngliche Bedeutung des Ortes als Kuraufenthalt, und es wurde das nach den mo– dernsten rnedico-tedmischen Errungenschaften entworfene und mit allen modernen Heilbehelfen ausgestattete Kurmittelhaus errichtet, das natiü.·– lich auch in den Herbst- und Wintermonaten, da Sole immer reichlich zur Verfügung steht, von den Kurbedfüftigen gebraucht werden kann. Zulel}.t noch etwas über das Atmen. Gerade im Winter ist in dieser gesegneten Gegend die Luft eine wahre Wohltat för die Atmungsorgane. Es ist, besonders wenn man von der Großstadt kommt, geradezu eine Lust, hier zu atmen. Der Leiter der hiesigen Kurru1stalt, Obermedizinalrat Dr. Höchsmann, hat in einer .kleinen Broschüre

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