(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 2. Jahrgang, Sommer 1935, Heft 1
Raum ein. Von der iiberaus beliebten bildlichen Verevvigung des Namens– patrons auf Krügen, Schüsseln und Schalen ist schon die Rede gewesen. Häufig sind die Devotionalien, die man als Andenken von Wallfalu:tsorten den zurückbleibenden Lieben mitbrachte. So gibt es Flaschen und Krüge mit dem Wallfahrtsbild von Ohlsdorf, der alten Pfarrkirche von Gmunden; ferner sold1e mit Darstellungen der Maria Hilf, der Madonna von Lmeto, der hei– ligen Dreifaltigkeit vom Sonntagsberg u. a. Weihbnmngefäße werden sinnig verziert, so z. B. mit der Dcustellung der Seelen im Fegefeuer; oder sie wer– den als das Herz Jesu plastisch gestaltet, das von der Lanze des Longinus durch– bohrt ist. Uberaus beliebt und fü1· seine enorme Popularität zeugend ist die Dar– stellung · des neugeschaffenen öster– reidlischen Heiligen der Barod<e, des Durchbrochener Deckelkorb mit figuralem Deckelknauf, um 1790 Lid,tbild : Alois Sdnnirz. Linz LeberkJ:ug mit Darstellung der „MariaH i lf". Gmunden, urn ,1750. (Linz, Landesmusewu) LichtbiJd: Alois Schwarz.Linz hl. .Joha1111es von Nepomuk. Auf ein em aus dem Jahre .l??3 stammenden Prachtkrug von Friedrich Rosenfelclt, den die Hafnerfamilie Schleiß in Gmunden als kostbares Erbstück hütet, ist die ganze Legende des Heiligen in sechs mi.niaturartig feinen Darstel– lungen erzählt. Auf den Schüsseln kommen besonders häufig Brustbil<ler der heiligen Maria und der heiligen Anna selbdritt, als der beliebtesten Namensheiligen, vor. Ein singuläres Prachtstiick: religiöser Natur ist der große Pokal aus dem Jahre .l757 mit dem Brust– bild des Evangelisten Johannes im oberösterreichi– schenLandesmuseum. Aus ihmwurde am St. -Johmmes– Tag in der Kirche „die Minne des hl. Johannes" ge– trllllken. Seltener nimmt die Alt-Gmundener Keramik zu den historisd1en Zeitereignissen Stellung, dod1 fehlt es aud1 hier nicht an bezeichnenden Exempeh1. Echt volkstümlich ist z. B. die sinnige Darstellung auf einer Schüssel aus dem Jahre .l 765, die eine Allegorie auf den Tod des Kaisers Franz I. von Lothringen, des Gemal1.ls der frommen Kaiserin Maria Theresia, ent– hält: ein geflügeltes Herz reißt sich von der Kette los, mit der es an den Reid1sapfel gebunden war, und fliegt zum Himmel, der sich öffnet, empor . . . Die Landschaftsbilder, soweit sie vorkommen, sind sämtlich aus der Umgebm1g von Gmunden genommen: der See m1d das Treiben der Sd1iffer und Fischer auf und an ihm. dann die charakteristischen Silhouetten des Traunsteins und · des Land- und Wasserschlosses 51
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