(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 2. Jahrgang, Sommer 1935, Heft 1

Wascbbecken mit Seeansichten bemalt, um 1760 Licl1tbilcl: Alois Sd,wa rz. Linz hock hoh1. " Auf ein er Schneiderspott-Sdüissel gehen der Bode und der Schneider mit gesenkten Häuptern zum Kampfe wider einander los, und auf einem neu erworbenen Kruge des Landesmuseums aus dem Jahre 1767 hat sich gar ein junger Sdmeider in einer Spinnwebe zwi schen den Asten eines Baumes, in di e ihi1 der Sturm geweht hat, verfangen. und ein daTmiterstehender Zuschauer rufi ven ,\TUDdert aus : „Ess wierd mein ayd Ja mim nicht blenten, der schneyder hendd in den S1; inawenten." Noch viel derbere Varianten dieses uralten Sdrneiderspotts, über dessen Motive sich Melchior Meyr in einer seiner schönsten „Erzähhmgen aus dem Ries" (u. zw. in der Einleiümg zu der ovelle „Der Sieg des Schwachen") ausführlich und kundig verbreitet hat, ließen sid1 hi er anführen: doch mag es bei dem bereits Gesagten sein Bewenden haben. Ins Derbe (aber nie ins Frivole !) spielt aud1 di e Erotik, die auf Liebe und Ehe bezügliche Darste1lung, häufig hinüber, genau so wi e in den Schnadahüpfln. Relativ harmlos ist es noch, ,venn sich auf ein em Maßkrug von ca. 1 ?70 ein SchaUcsnarr präsentiert, der auf einem Schub– karren zwei etwa dreijährige Mädchen einher führt, und es darüber heißt: ,,All J1mgfraun allhier auf einmal ich füher. " Oder ein Rok6kokavalier angelt sid1 aus einem von Schil±kolben eingefaflten Teim eine . bekränzte junge Reifrock-Dame heraus und dazu heißt es : ,,Hab ich er– bischt ein solchen fism, der mir dangt zu beth und disch ." Andere satirische Darste1lungen sind den ehelichen Müh– salen gewidmet. So steht ein j1mger Bauer mit gerungenen Händen an der Wiege seines Kind es : ,,Wilst dee Plagen 50 ]eben frey, Lass zu Vor die NaT– retey." Eine Art Totentanz führt ein Rokokohug vor, auf welchem ein Bauer dem Tod, der in seiner Budcel– Kiaxen eine Dame vorüberträgt, zu– rufi : ,,Sechs Mass Bier zahl id1 dier, nihm mein Weib auch mit d.ier." Zu einem Töpfergesellen, der Kinder– büsten aus Ton mode1liert, tritt be– wundernd die Meisterin, und er rufi ihr spöttisch zu: ,,Geld diese arbeit gfald diT recht, j e~t bettest mi ch gern zu deinem K11 ed1t." Das sind so einige der nicht seltenen derben Gegenstücke zu den sinnigen 1md gemütvollen Darstel– lungen und Sprüchen auf den Goden– schalen. Jene waren eben für den fröhlichen Zecher, diese füe die Frauenstube bestimmt. Wie in a1ler Volkskunst, so nimmt auch hier das religiöse Empfindungs– leben des Volkes einen breiten MaRkrug mit der Darstell uni? der hL Maria von Üh lstorf (1794) Lid,tbild: Alois Sch -urz. Lin z

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