(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 2. Jahrgang, Sommer 1935, Heft 1

Alexandrinern, dem Modevers der Barock– zeit, die er selbst verfaßt hat: ,,Die Lieb zwingt Thmn w1d Kron . Und All Vier Theil der Weldt. Der Weise wie der Narr, wierd Durch die Lieb gefölt." (Auch dieser Prachtkrug, der aus dem Schlosse Schwertberg stammt, steht heute im oberösterreichischen Landesmuseum.) Wie die Godenschalen, Krüge und Flaschen mit den Bildnissen der Namensheiligen bestellte Ware sind, so sind es auch die häufig auftreten– den Gefäße, die mit zünftigen Emblemen oder mit bildlichen Darstellungen aus dem Hand– werkerleben verziert sind. Hier tritt tms eine stolze F1:eude am zünftigen Ha:ndw·erk entgegen, das seinen Meister nicht bloG näl1rt, sondern auch el1rt ; und diese stolze F'reude ist eiJ1 weiteres Kennzeichen aJ le1· echtenVolkskun st. Wie v ielsage nd ist clc-r Reim, den e in Tisch ler auf e in en Maßkrng malen LifH, der ilrn selbst in se in er Wctk– statt arbeitend ze igt: ,,Jch hab ein gueclten muet, meinarweit111ad1 ich guct." Gli icklid1 c alte Zeiten! Nicht die Aussicht auf den ma– teriellen Lohn , sond ern die inn P-re Genugtuung, Alt-Gmuncl ener Majolika– Schüssel mit der Darstellung der heiligen Maria auf der F lucht nach Ägypten, um 1780. Linz, Landesmuseum Lidilhi ld: Alois Sd1warz, Linz Alt-Gmundener Majolika– Sd1üsselmit volksti.imlidier, allegorisdier Darstellung und Reimspruch, 18. Jahr– hundert, 2. Hälfte. Linz, Landesmuseum Lid1lbild : Alois Sd1warz, Linz die aus der gut voll– brachtenLeistungflieflt, krönt die saure Mühe des Handwerks ! So wird der Schuster bei seiner Hantierung ge– zeigt, der Gerber im Laugenbotticb, der Mül– ler tmd sein Knecht, wie sie den Boden der Mühle fegen: ,,Recht sauber mueG man es zambkörn, sonst habn die leudt gar vill zu .. " rorn. Danebenfehlt es aber auch nicht an zünftigem Spott, der sich mit bemerkenswerter Vorliebe und Hartnäckigkeit das ehrsame Sclmeiclerhand– werk zum Opfer erkiest. Ein Bock entführt einen Schneider, aus dessen Rucksack die ge– stohlenen Fledzen stieben: ,,Der flödz hab ich zu vill gestoln, drum thuet mich je~t der geifl- Alt-Gmundener Weihbrunnkessel in Form des durd1- bohrten Herzens Jesu, um 1750. Linz, Landesmuseum Lichtbild: Alois Sd1warz, Linz 49

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2