(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 2. Jahrgang, Sommer 1935, Heft 1

Biederm eiersd1 iisse l. bemalt 1·on Josef Triesberger Lidilhild : Alois Sd11rnrz, Linz He rz hin eingemalt. Das Sp iel mit der 2 und dct 3unU'ahmt z.B. d ie Darstellung e ines Herzens. das auf einem Amboß. zersi:igt wird ; da heißt es : „Liebe r in 2, als unge 3. " Ode r zwischen zwei brennenden Herzen sprießt das Blümchen Ver– gißmeinnicht empor, begleitet von den Versen: „Wo die Liebe ,vurzet ein , wa,'\:t herauf Vergis nit mein." Beliebt ist auch das uralte Motiv des Pelikans, der sich die Brust aufreißt, um seine Brut zu nähren - als Symbol der Elternliebe, das gerne als plastischer Sd1muck des D eck els der Schalen verwendet wird. lJh er den Reichtum der Gestaltung und des Schmuckes dieser Alt - Gmundener Wöclmer– innenschalen der Barockzeit ließe sid1 allein eine ganze Abhandlung schreiben. Ein tiefes Gemüt. eine tmgemeine Herzlichkeit spricht sich darin aus, häufig g~paart mit ein em naiv -schalkhaften Humoe. Es sind sprechende Dokumente UJ1 serer alpenländischen Volksseele; die gleichzeitige Fayenceproduktion Hollands und D eutsdilands enthält nichts, das sich mit dieser gemütlichen Wärme vergleich en ließ e. Das nämli che gilt von den prachtvollen birn– förmigen Henke lkrügen und von den nach ita– ]ienischernVo rbild geformten rnäd1tigen Sdmabel– kri.igen , di e Gmunden in der Barockzeit hervor– bringt. E iner besonderen Beli ebtheit erfreuten sid1 (und e r-freuen sich bei den Samml ern bis auf den heutigen Tag) die soge nannten „Leber– k.ri.i ge", das heißt di e Krüge mit dem mangan– violdt gespri~te n Grnnd , der in der ausgesparten Kartusche das ßild oder das Ornament trägt. Schn eicl erspott-Sdüissel. um 1790 Lid,tbild: Oito Kaiser. Linz Wie bei den Godenschalen, so tritt auch hier häufig und ganz deutlich die persönliche Be– ziehung auf den Besteller hervm-. Es gehört n~imlich zu den Kriterien aller echten Volks- Zunftkrug eines Ge rbers ( 1766) Lidilbilcl : Alois Sdmorz, Linz 45

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