(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 2. Jahrgang, Sommer 1935, Heft 1

museurn , ein Spätrenais– sance-Depotfund, der vor 16?0 zu datieren ist. Es handelt sich um.ein e grün– geflamm±e sogenannte „Godenschale", das heißt Wöchnerinnenschale, nach itali enischem. Vorbild, wi e sie die „God", das heifü die Taufpatin , ihrem Patenkind nach der Entbindung mit der üblichen Hühnersuppe gefüllt zu i.iberbringen pflegie. Diese r · Brauch der Godenschale, die ursprünglich aus Edel– metall hergestellt ~Or– den war und in ihrer Form die Erinnerung an das metallische Vorbild dauernd festhält, wäln·te bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts im Salzkammer– gut fort und wurde dann , in ärmeren Zeiten , von der Gepflogenheit der Widmung der billigeren holz– gedred1selten und buntbemalten „Godenbüchse", die in Berchtesgaden hergest ellt wurde, abgelöst. Während aber die ältesten Sfüd<e der Wöch– nerinnenschalen i:m Sdmmck zurüd<lialtend sind und sich auf di e grün- oder blaugeflammte Glasur beschränken , überzieht das vorrückende XVIII. J alu – hunder t gerade die Godenschalen mit seinem üppigsten figuralen und ornamentalen Schmuck. Blau und violett bemalte Feldflasche ein es Jägers, um 1?35 Lid1f bild: Alois Sd,warz. Linz 44 BarbierschiisseJ m it blaugesprit}tem Grund LUJd l lafn er– Darstellung (1 ?35) Lid,tbild: /\ lois Sd11rnrz. Liuz So hatte sid1 z. B. i:m Besitze einer Schmiede– familie i:n Lambach seit dem J abr 1?40, also fas t 200 J al1re lang, eine offenbar fi:i.r einen Vorfaln·en dieser F amili e angefertigi e herrliche Godenschale erhalten , die am Boden der Sclrnle das Bild des Namenspatrons des Täuflings, des heiligen Antonius, aufweist, aLlf der Innenseite des D eck els aber ein Schmiede-Ehepaar vorführt, das neb en der Wiege mit dem Neugeborenen steht. D aTi.iber sind die in ihrem schalkhaften Humor echt volksüi.mlid1en Verse aufgemalt: ,,Ist das nit a naTetey, das aus 2 k ennen werden 3." Andere reiche Godensd1alen d erselben Epod1e • sind überaus gesclunack– voll mit mannigfacl1en Symbolen und Sinnspr i.i– cb en dekoriert,welche die Motive der Liebe und ehelichen Treue in echt volksti.imli ch e1· Art ab– wandeln . Sehr b eliebt ist z. B. das Taubenpaar, das eine n R ing (al s Symbol der ewigen Liebe) im Schn ab el hält. D esgleich e n die Zahl 3 als Symbo l de ,· Treue ; sie w ird ge rn e i11 ein Inn ense ile des Decke ls einer Gocl ensdrn le vo n 1?40 Lidilhild : Aluis Sd1,\·ari'.. L in z

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