(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 2. Jahrgang, Sommer 1935, Heft 1
Hafo erspruch , eingema uert im Vorhaus der Hafnerei Sommerhuher in Steyr. Sdu·ift von Frieclr id1 Rosenfelclt Lid,tbild: Alois Sd11rarz, Lin z BAROCKE HAFNERKUNST IN OBEROSTERREICH Von Museumsdirektor Dr.H ermann Ub e ll Im Ausgange des XVII. Jahrhunderts und das ganze XVIII. Jahrhundert hindurch hat Ober– österreich eine Volkskunst besessen, die in der jüngsten Zeit di e lebhafteste Aufmerksamkeit der Sammler und der wissenschaftlichen Welt auf sich zu lenken beginnt. Wir meinen die volkstümliche Hafnerkunst, die in Gmunden ihren Sitz hat, wo sie seit etwa 1650 und fast ohne Unterbrechung bis auf den heutigen Tag flori ert. Volkstümlich, das heißt aus dem Volke hervorgegangen und für die Bedürfnisse des Volkes gesdiaffen, ist sie sozusagen von der Stunde iluer Geburt an gewesen , und zwru: in so hohem Grade, daR sich die Gesetze der Volkskunst wie von einem Musterbeispiel von ihr ablesen lassen. Wir reden h ier nicht von der Ofen - Hafner– kunst, die seit den Tagen der Renaissance in vielen Orten Oberösterreichs geblüht hat und deren prächtigste Erzeugnisse die mit Reliefs gesd1111ückten und mit leuchtenden fru:bigen Blei– glasnren bemalten Prunköfen sind, wie sie sich heute nod1 in den Schlössern und Stiften des Landes vorfinden. Einer der sd1önsten von ihnen ist der beriihmte „Türkenbefreim1gsofen" aus dem Schlosse Wildshut im Innviertel, der auf An – regung Adalbert Stifters von dort in das Linzer– Museum kam und der in groHen Reiterbildnissen den Kaiser Leopold I., den Grafen Rüdiger von Starhemberg und die deutschen Kurfürsten vor– fümt, die an dem Entsatz von Wien vor 252 Jahren beteiligt waren. Sandern wir reden von der Alt- Gmund~~er Majolika -Industrie , die in der Art der allbe– kannten italienischen Majolil<en der Renais– sance mit we iflen Zinnglasuren und den vier sogenannten „Schru:ffeuerfru:ben" (Grün , Gelb, Manganviolett und Blau) arbeitet, Gesdürre, Ge– fäß e und Figuren aller Art erzeugt m1cl in der schönen Stadt am Traunsee w1gefähr seit der Mitte des XVII. Jahrhunderts ansässig ist. Ein ganz frühes Süid< solcher Alt-Grnundener lrdenware enthält z. B. der bekannte „Fund von Schwan enstadt" im oberösterreichischen Landes- 4-;
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