(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 2. Jahrgang, Sommer 1935, Heft 1

Attersee (Sdnvere Lage) Reinankennei:)e am Traunsee 28 Liclltbilcl: Prof. Dr. Gebh,ucl Roßmanitb, Linz Lid dbilcl: M. Neum iiller Li11z Am Nadrn1ittag sind die Wirts– gärten unter schattigen Kastanien – kronen fröhlich gefüllt. Und vom dumpfen Rollen der Kegelkugeln lauscht man zuweilen auf in di e Wolken, die mit blendend geball– ten Riesenhäuptern und finsteren Brauen, doch fmchtbar blind wi e Mächte des Schicksals sid1 iiber die hohen Grate hereinlehnen und in di e schwülen Tiefen lauern. Berg– starke Jugend dreht sich in natiir– hd1er Anmut zur Tanzmusik, Tru~– strophen fliegen rauflustig hin und her, eines j ener wahren Volkslieder, die hier noch ganz lebendig sind, unnad1ahmli ch in Echtheit und Kraft des Ausdruckes, in derber Würze des Humors vereint Alte tmd Jm1ge im friedlichen Chor, schallt mit einem Jodler weit ins Tal hinaus. Wo gab es - damals - Elend, Unzufriedenheit im Lande? Noch pochte Tag und Nacht rastlos der Herzschlag dieser Landschaft, der Sensenhamme r, tmter dem in jahr– hundertlanger von Geschlecht zu Gesdilecht vererbter und vervoll– kommneter Meisterschaft die Sense der Welt entstanden, die trö~ tücki– sd1ester, selbst denBetrugnicht scheu– ender Könkurrenzmanöver kein bil– liges Massenprodukt anderer Länder ve rdrängen konnte. Bis weit nach Sibiri en hinein nahm der Bauer nur· die Sense mit dem berühmten Markenschlag KM, dem geschü~ten Zeichen der Werksgenossenschaft unsei-er Alpentäler. Tausende von Tagwerken an Schmiedestahl gingen in alle Welt hinaus, Geld floH herein , andere Gewerbe, Indusfrien, Unter– nehmungen befruchtend. D er Bauer hatte Absa~ für Scholle und Stall, wohlfeil stand des Lebens Notdurft, das Land floH ·wabrlid1 von Milch und Honig. We1· es hatte, demkl ebte das Geld nicht eben in der: Tasche, er lebte und liefl leben ; und iln·, die ihr euch noch erinnert, sagi ehrli ch , wem ging es schled1ir Aud1 der Gemeindearme lebte in einer

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