(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 2. Jahrgang, Sommer 1935, Heft 1

Schwarzensee bei St. WoJfgang Lidilbilcl : Prof. Dr. Gcbbard Roflmanil h. Linz Stimmen und Tritte weckten mi ch zumeist recht fr iih . Dann war es so ,v-und erbar, nod1 in zerfließenden Traumbil– dern hinzudämmern, die Wolkensäume wie Zun – der angJi.mmen, den Strabl ensd1 ein um den östlichen G ipfel wachsen zu sehen und wieder einzuschlafen, bi s melo– disdie Glockenflut über mich hin spülte. Sonntag! Damals. ihr Jungen, war das k ein bloßes Wort, damal swar es bell e, herz– au:fweck endeFreud e,ob– wohl und weil auch der Werktag, der niemals graue, seineFreud ehatte. Sonntag, damals noch wabre Gottesfreude, ein runder, lmgeteilter Tag, eü1 klares Himmelsge– sd1enk, das man wie geschöpftes Kri stall in der Hand wiegen, ganz für sich besi~en, darüber Otscher, der Niederösterreich wie ein guter Fürst be– herrscht und schon den Stephansturm vor dem Dunst des hunnischen Donautieflande · schaut. Osterreich ob der Enns, das Land der saftigen Wiesen, der schn ellen, schluchttiefen Alpemvässer und dunkelgrünen Seen, es hielt mi ch fes t, als ich noch wandermutig die Fernen musterte und sehr entfernte Gegeneinander abwog. l d1 blieb und war da bald zu Hause wie ein hier Geborener. Und es war einmal ein Sonntagmargen, da er– wachte ich in meinem hellen Zimmer, das haupt– sächlich aus zwei großen Fenst ern bestand , di e nie verhängt waren, weil es zu einem Grunclbecli.i..dni s meines Lebens gehörte, den ersten wachen Blick in grÜJ1e oder kahle Wipfel, in Berge und Himmel zu tun . Auch geöffnet war immer mindestens das eine, tro~dem es sehr leicl1t gewesen wäre, über ein Balkondad1 davor zu mir einzusteigen. Denn damals, in der guten alten Zeit und auf dem obderenn sischen Lande war es ni cht nötig, Türen un d Fenster vor Räubern zu sperren. Morgensdie in , Morgenwind in Zweigen rieselnd , die fast ins Zimmer stand en, 20 verfügen durfte. Requies plena laborum, wie der fröhliche Barocksprud1 im Kreuzgang des Stiftes Dürrenstein das Früh!ingsknotenb ltunen Lid1tbilcl: Prof. Dr. Gebhurcl Roßmanith, Linz

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