800 Jahre Schlüsselhof - 80 Jahre Schlüsselhofsiedlung

21 individuellen Bauplänen ein unterschiedliches Aussehen hatten. Diese Häuser werden heute üblicherweise unter dem Begriff „Rennbahnsiedlung“ zusam- mengefasst. Siedlungshäuser des gleichen Haustyps wie in der Schlüsselhofsiedlung wurden ab 1936 auch in Ramingsteg (Haratzmüllerstraße, Fischhubweg, Schroffgasse…) bzw. Fischhub erbaut und im selben Zeitraum ebensolche auf der Ennsleite (Arbeiterstraße, Klingschmiedgasse…). Natürlich gilt auch für diese Siedlungen sinngemäß dasselbe wie für die Schlüsselhofsiedlung Gesagte, deren Entstehung hier exemplarisch dargestellt wurde. Die ersten Jahre in der Siedlung Zeit der Not und Entbehrung Da die Siedler zumeist jeden Groschen bzw. Pfennig zum Bau ihrer Häuser aufwenden mussten, war das tägliche Leben in den folgenden Jahren vom Zwang zu äußerster Sparsamkeit in allen Lebensbereichen geprägt. Das Wohnen in den Häusern zwang zu einer spartanischen Lebensweise . Es spielte sich zumeist in der Wohnküche ab, wo gekocht, gegessen und ausgeruht wurde, wo Kinder lernen und spielen konnten und wo man Bekannte auch zum Besuch empfing. Da es außer der Zeitung höchstens ein Volksemp- fänger-Radio gab, waren nachbarliche Besuche zu einem „Tratscherl“ (oder auch Erfahrungsaustausch) natürlich auch sehr beliebt. Die bald folgenden Kriegsjahre veranlassten die Bewohner aber auch zu einer vorsichtigen Zurück- haltung ihrer persönlichen Ansichten, da man durch unbedachte Äußerungen nur allzu schnell in Teufels Küche kommen konnte. Das Fernsehen kam ja erst um 1955 in die Wohnungen. Daher ging man früher auch öfter ins Kino, um in der „Wochenschau“ Ereignisse aus der Welt zu erfahren. Ein zweizügiger Kamin erlaubte bestenfalls nur die Beheizung der vier Wohnräume und des Waschkessels . Meistens gab es aber nur in der Wohnküche Wärme vom Tischherd und allenfalls in einem Mansardenzimmer von einem „Bummerlofen“ oder auch Sägespäneofen . Letzterer war sehr beliebt, da die Beschaffung des Heizmaterials die Bewohner oft vor große Probleme stellte. Elektrogeräte wie heute üblich (Kühlschrank, E-Herd etc.) waren zu dieser Zeit ja überall noch unbekannt, ebenso auch die heute gängigen elektrischen Kleingeräte. Dafür gab es aber in jedem Haus noch eine mechanische Nähmaschine , auf der die fleißigen Hausfrauen nach dem Motto „aus Alt mach Neu“ für die Familie Kleidungsstücke anfertigten oder ausbesserten. Im Haus gab es zumeist auch nur einen einzigen Wasserhahn mit Bassena- becken im Wirtschaftsraum , von wo die Hausfrau jeden Topf Wasser für die Küche extra holen musste. Im Wirtschaftsraum stand meistens auch ein

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