Christoph Jungwirth - Steyr in Reiseführern des 19. und 20. Jhdts.

23 Kulturdenkmälern wie die Stadtpfarrkirche 137 , Christkindl 138 , das Steyrer Kripperl 139 , der Wehrgraben 140 oder das Schloss Lamberg 141 . Dass Kunstführer auch irren, zeigt W. Dettelbacher 1978 in seinem DuMont Kunst- Reiseführer „Salzburg Salzkammergut Oberösterreich“: „Von Enns aus fahren wir auf dem linken Ufer der Steyr (sic) nach der gleichnamigen Stadt.“ 142 7) Steyrer Reiseführer im Wandel der Zeit – Aspekte aus zwei Jahrhunderten Wie eingangs zitiert, Reiseführer sind ein spezifisches „Werbungsmittel“. Ich bin versucht hinzuzufügen, sie sind vornehmlich ein historisierendes (im Sinne von Vergangenheit romantisierend), die Gegenwart und aktuelle soziale Situation unterbelichtendes, wenn nicht ausblendendes Medium – und sie sind ein männliches. Alle aufgefundenen Reise- und Kulturführer, auch jene nach 1960 erschienen, beziehen sich im Stadtbild und den Sehenswürdigkeiten (mit Ausnahme der Standorte der Österr. Waffenfabrik und deren Nachfolgebetriebe) fast ausschließlich auf historische Objekte zumeist aus lang zurück liegenden Zeiten. Das ist in einer Stadt, deren touristischer Markenkern die historische Altstadt ist, einerseits verständlich. Aber damit gehen – abgesehen von Achleitner (1980), Kaufmann (1989 und folgende Auflagen) und drei Bildern in Drausingers erster Auflage (1959; in den Folgeeditionen wurde zeitgenössische Architektur wieder konsequent verschwiegen) - zeitgenössische Sehenswürdigkeiten verloren. Zudem fällt auf, dass die Variation von Beschriebenem sehr gering ist, also das beworbene Fremdenverkehrsangebot stabil (oder „traditionell“) über 150 Jahre bleibt. Ähnlich wird Stadtgeschichte dargestellt. Zeitgeschichte wird – wenn überhaupt – nur gestreift. Bemerkenswert ist, dass diese Reiseführer die sozialgeschichtliche Situation 137 Wackerle J., 1942. 138 Perndl J., 1958. 139 Bernhauer W., 1969.; Bernhauer W., 1986. 140 Stögmüller H., 1992. 141 Stögmüller H., 2000. 142 Dettelbacher W., 1978. Seite 187.