Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

99 Zwei Jahre hernach war der obere Brunnen, gegenüber der Dominika- nerkirche, schon sehr schadhaft geworden. Auch diesmal wurde der Linzer Steinmetzmeister Petz mit der Neuaufstellung beauftragt. Diese Brunnenan- lage, die 1691 fertiggestellt wurde, war bedeutend kleiner als der Leopold- Brunnen. Sie kostete bei 400 Gulden und trug ein Marmorstandbild der Mut- tergottes. Diese Statue wurde in späterer Zeit, als man den Brunnen beseitigte, am Ausgang der Pfarrgasse in der Nähe der Stadtpfarrkirche aufgestellt. Im Stadtgebiet fanden sich damals noch öffentliche Brunnenanlagen am Berg (Berggasse), in der Ölberggasse und in den Vorstädten Steyrdorf und Ennsdorf. Der die Straßengabelung Sierninger Straße - Gleinker Gasse beherr- schende „Rote Brunnen“ bekam die zierliche Marienstatue wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Damals wurden die defekten Vor- stadt-Brunnen einer gründlichen Instandsetzung unterzogen. Wochenmärkte Die Versorgung der Stadtbevölkerung mit Fleisch, Getreide und Fi- schen ging an den Wochenmarkttagen Montag (seit 1699), Donnerstag und Samstag vor sich. Die alte Wochenmarktordnung aus dem Jahre 1608 wurde später öfter abgeändert. Die Fleischversorgung der Eisenstadt stand der „Fleischhackerzeche“ zu. Da aber im 17. Jahrhundert und später nur drei oder vier Stadtmeister Fleisch aushackten, konnten die Bewohner nicht ausreichend mit Fleisch versehen werden. Der Magistrat erlaubte daher ungefähr 20 Fleischhauern aus der Um- gebung („Gäumetzgern“) den Fleischverkauf an Wochenmarkttagen in der Stadt. Ihre Fleischbänke standen amÖlberg (Ölberggasse), weshalb sie Ölberg- fleischhacker oder kurz „Ölberger“ genannt wurden. Die Ölbergfleischbänke waren eine uralte Einrichtung, die wir um diese Zeit nur in Steyr, sonst in keiner oberösterreichischen Stadt antreffen. Alljährlich mussten die Ölberger am St.- Martins-Tag (11. November) um ihren Stand losen. Sie hatten das Fleisch um zwei Pfennige billiger zu geben als ihre Zunftgenossen in der Stadt. Die Stadtmetzger durften das Fleisch nicht in ihren Häusern verkaufen, sondern nur in eigenen Verkaufsläden („Fleischbänke“), die von 1442 bis

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2