Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

96 Barockkunst am Rande der Stadt Südlich von Steyr erhebt sich am linken Ufer der Enns die doppeltürmige Stifts- bzw. Pfarrkirche zu Garsten. Unter Abt Roman I. (Rauscher) wurde im Jahre 1677 der Grundstein zu diesem einzigartigen Barockbau gelegt. Sein Nachfolger, der kunstsinnige Abt Anselm I. (Angerer), Sohn eines Steyrer Messerers, vollendete 1685 das Gotteshaus und 1693 die Begräbnisstätte des Geschlechtes der Losensteiner, die Laurentius- oder Losensteinerkapelle. Er ließ die Wallfahrtskirche Christkind! erbauen und das Schloss Rosenegg, in dem er eine theologische Lehranstalt einrichten wollte, umgestalten. Der Entwurf für den Bau und die Ausgestaltung der Stiftskirche wird dem italienischen Baumeister Peter Franz Carlone zugeschrieben, dessen Söhne Carl Antonio und Giambattista die Bauarbeiten leiteten. Von ihnen stammen auch die reichen Stuckverzierungen an den hochgespannten Tonnengewölben und an den mit vielen Engelsfiguren geschmückten Gurtbögen und Brustwehren. Eine Zierde des geräumigen Gotteshauses sind die von kunstvollen Stuckrahmen umschlossenen Fresken, Werke des Italieners Galliardi, der Brüder Grabenperger und anderen. Gemeinsam mit dem kunstbegabten Laienbruder Marianus Rittinger stellte Carl Antonio Carlone den majestätischen Hochaltar auf. Der schöne Tabernakel ist die Arbeit eines Nürnberger Goldschmiedes, das Altarblatt, die „Himmelfahrt Mariens“, ein Werk des Malers Franz de Neve aus Antwerpen. An der Epistelseite der Kirche befindet sich das Grabmal des heiligen Berthold, auf der Evangelienseite die Grabstätte Otakars und seiner Gemahlin. Die Altarbilder der Seitenkapellen malten Reslfeldt, Johann Andreas Wolf, Johann Heiss, Petrus Strudel, Innozenz Turriani und Joachim von Sandrart. Hervorragenden Kunstwert besitzen die gemalten Wandteppiche und die Gobelins mit Szenen aus dem Leben Alexander des Großen. Wertvolle Gemälde und Stuckarbeiten finden sich in der Winter- und in der Sommersakristei sowie in der Kapelle der Losensteiner. Der einstmals reiche Bestand an Kunstschätzen wurde zur Zeit der Klosteraufhebung beträchtlich geschmälert. Zu den interessantesten Kirchenbauten der Hochbarocke in Oberös-

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