Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
94 Die Barocke Stadt Barocke Klosterkirchen Seit der katholischen Restauration und nach den ruhmreichen Siegen über die Türken wurde der Barockstil zum sinnvollen Ausdruck gewaltiger Er- neuerung des kulturellen Lebens. War noch im 17. Jahrhundert der italieni- sche Einfluss vorherrschend, so wurden nach dieser Zeit der Vorbereitung die Formen dieses Stils von österreichischen Meistern allmählich schöpferisch verarbeitet. Staat und Kirche, Adelige und Bürger förderten in großzügiger Weise diese Kunstrichtung. Zu den bekanntesten österreichischen Städten mit barockem Gepräge zählt auch die Stadt Steyr, in der zwischen 1634 und 1681 drei barocke Klosterkirchen entstanden. Die Marien- oder Dominikanerkirche erhielt in den Jahren 1642 bis 1647 ihr barockes Aussehen. Die Bausteine bezog man aus der Pfarre Losen- stein und vom Steinmetz Poiger in Garsten. Dreihundert Stämme Bauholz für das Kirchendach spendete Kaiser Ferdinand. Zwei Kapellen mit beachtenswerten Passionsgruppen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts flankieren den Vorplatz der Kirche, die mit ihrer zwei- geschossigen doppeltürmigen Westfassade aus der Fluchtlinie der östlichen Häuserzeile des Stadtplatzes zurücktritt. Über dem rundbogigen Türsturz des mittleren Portals befindet sich ein gerades Gesims mit geschwungenen Gie- belstücken. Zwischen diesen erblickt man eine Nische mit der Statue der Muttergottes, im Giebel das Standbild des hl. Dominikus. Im weiträumigen Langhaus und in den Seitenkapellen finden sich au- ßerordentlich hübsche Stuckarbeiten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, von denen die in der Seitenkapelle links vom Eingang wegen des ausgeprägten Knorpelwerkes bemerkenswert sind. Die Kircheneinrichtung stammt aus der Rokoko-Zeit (1774 bis 1778). Gut gearbeitete Bildwerke zeigt der reich ver- goldete Hochaltar, so die über dem Tabernakel thronende Muttergottes mit dem Jesuskind. Groß ist die Zahl der Figuren an der prachtvollen Kanzel. Der Marienkirche gleicht in einiger Hinsicht die imposante St.-Micha- els-Kirche in Steyrdorf, doch ist hier die zweitürmige Fassade minder gut durchgearbeitet. Als größter Förderer des Kirchenbaues, dessen Beginn be- reits vorher erzählt wurde, erwies sich Fürst Johann von Eggenberg. Wenn
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