Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
78 meister vom inneren, der Stadtrichter vom äußeren Rat, den beiden Mark- trichtern und den zwei Gerichtsdienern nach Hause begleitet. Ein Jüngling trug bei diesem Anlass vor dem Stadtrichter das Symbol seiner Würde, das Stadtrichterschwert. Ratssitzungen Die Zahl der Ratsmitglieder blieb nicht immer gleich. Im 16. und 17. Jahrhundert bestand der innere Rat aus 14 (zwölf aus der Stadt, zwei aus Steyrdorf), der äußere aus 22 Mitgliedern (16 aus der Stadt, vier aus Steyr- dorf, zwei aus Ennsdorf). Zwischen beiden Körperschaften und auch unter den Ratsfreunden herrschte nicht zu jeder Zeit volle Einmütigkeit. 1668 stritten sich die Stadt- räte aus Steyrdorf und Ennsdorf um den Vorrang im Rat und 1677 verlangten die Ratsmitglieder aus diesen Stadtgebieten die Ausfolgung bestimmter Ur- kunden aus der Registratur. Aber auch die Bürgerschaft war zeitweise, wie der Konflikt zwischen Ratsbürgern und Handwerkern (1506 bis 1511) schon zeigte, dem Rate nicht gut gesinnt. Im Jahre 1715 beschwerte sich die Bür- gerschaft beim Landeshauptmann, weil in den Rat „nichts als lauter Freund“ (Verwandte) genommen würden. Im 17. Jahrhundert wurden wöchentlich zwei „Rattage“ abgehalten, und zwar am Mittwoch und am Freitag. Die Sitzungen nahmen im Sommer zwischen 7 und 8 Uhr, im Winter zwischen 8 und 8.30 Uhr ihren Anfang und wurden um 1 1 Uhr beendet. Die Ratsversammlungen waren trotz Ansage nicht jederzeit vollzählig besucht. Im Jahre 1680 gelangte deshalb im Sitzungssaal eine Geldbüchse zur Aufstellung. Ratsfreunde, die sich um eine halbe Stunde verspäteten, hatten zur Strafe zehn Kreuzer in die Büchse zu geben. Wer ohne Grund der Sitzung fernblieb, erlegte nachträglich 30 Kreuzer. Diese Einführung wurde aber nur etliche Jahre beibehalten. Sehr schlecht waren die Ratssitzungen zu Anfang des 18. Jahrhunderts frequentiert. Am 6. August 1703 zum Bei- spiel erschienen zur Ratsversammlung nur der Bürgermeister, der Stadt- richter und ein Mitglied des inneren Rates. Man ging unverrichteter Dinge wieder auseinander.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2