Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
74 Steyr eine tatkräftige Förderung. Schon 1615 erwirkte der Abt die kaiserliche Genehmigung zur Errichtung eines Klosters für die Kapuziner. Im Juli 1616 wurde auf der Anhöhe zwischen Hundsgraben und Enns mit dem Bau begon- nen. Den Grund stellte das Kloster Garsten zur Verfügung, die Baukosten tru- gen die Kaiserin, Graf Lamberg und Abt Anton. Die Grundsteinlegung zur Klosterkirche, zu deren Bau der Magistrat 200 Gulden beisteuerte, wurde im Frühjahr 1617 vorgenommen. Fünf Jahre später war die der hl. Magdalena geweihte Kirche, die dem Baumeister Andreas Alio zugeschrieben wird, voll- endet. Das schöne Marmorportal, das noch heute das Gebäude Leopold- Werndl-Straße Nr. 5 ziert, soll aus dem Kloster Garsten stammen. Das Refek- torium wurde 1652 auf Kosten der Stadtgemeinde mit dem Gemälde „Das Nachtmahl Christi“ geschmückt. Um 1550 berief Ferdinand I. die Jesuiten nach Österreich. Neben der Seelsorge beschäftigte sich dieser Orden weitgehend mit der Jugenderzie- hung und eröffnete in größeren Städten Lateinschulen. Zur Festigung des katholischen Glaubens kam es auch in Steyr zur Gründung einer Niederlassung der Gesellschaft Jesu. Im Jahre 1630 verlangte ein kaiserlicher Befehl von der Stadt, den Jesu- iten elf Häuser in der Nähe des Bürgerspitals zu überlassen. Zunächst aber wa- ren noch zahlreiche Schwierigkeiten zu überwinden. Erst im Juni 1632 konnte der Orden die Häuser übernehmen und am 3. November Residenz und Gym- nasium mit einem festlichen Gottesdienst in der Spitalkirche eröffnen. In den ersten Jahren zeigte es sich, dass die Spitalkirche den Ansprüchen nicht genügte. Im Herbst 1634 begann daher der Orden mit dem Abbruch ei- niger übernommener Häuser und anderen Vorbereitungsarbeiten für den Bau eines eigenen Gotteshauses. Geldmangel und Kriegsereignisse verzögerten die Bauarbeiten. Erst 1641 konnte der Dachstuhl aufgesetzt und im Dezember 1648 die Einweihung der St.-Michaels-Kirche vorgenommen werden. Neun Jahre später, im September 1657, wurde der Grundstein zum neuen Kolleg (Michaelerplatz Nr. 6 - Bundes-Realgymnasium) gelegt und in den Jahren 1678 bis 1680 ein sechsklassiges Schulgebäude (Michaelerplatz Nr. 13) errichtet. Das durchschnittlich von 120 Studenten besuchte, auf einem hohen Niveau stehende Gymnasium pflegte in hervorragender Weise das latei- nische Schuldrama. Es bestand bis zur Auflösung des Jesuitenordens im Jahre 1773.
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