Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

70 Die Stärkung der kaiserlichen Macht nach der Schlacht am Weißen Berge (1620) ließ Kaiser Ferdinand II. die katholische Reformation energisch in die Hand nehmen. Im Lande ob der Enns erteilte der bayrische Statthalter Graf Adam Herberstorff im August 1624 strenge Ausweisungsbefehle gegen die protestantischen Prediger und Schulmeister und verlangte den Besuch der katholischen Predigten. Die Reformationskommission, die am 9. Oktober 1624 in Steyr eintraf, überwachte die Durchführung der gegebenen Befehle und forderte, die Stadtämter mit Katholiken zu besetzen. Nach längeren Ver- handlungen erhielten am 10. November die Dominikaner wieder ihre Kirche, deren Einweihung der Abt von Göttweig vornahm. In den Jahren 1625 und 1626 ergingen weitere Reformationsdekrete an Steyr, die die Einführung des katholischen Gottesdienstes und die Aus- wanderung oder Bekehrung der Protestanten verlangten. Vier besondere Kommissionen wurdenmit der Beschlagnahme der evangelischen Bücher be- auftragt, der „Auslauf“ zu protestantischen Predigern und versteckte Zusammenkünfte streng untersagt. Die Abwanderung der meisten vermögenden evangelischen Bürger zog sich bis zum Jahre 1627 hin. Es waren über zweihundert Familien, die in dieser Zeit Steyr verließen. Zwischen der Stadt und den Exulanten bestand noch durch eine Reihe von Jahren in Geld- und Besitzangelegenheiten ein lebhafter Briefwechsel.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2