Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
54 schwere Ladung in der Hauptsache aus Roheisen und Stahl, außerdem wur- den die zum Gegenziehen verwendeten Pferde im Schiff mitgeführt. Die Tal- fahrt, die mit einer durchschnittlichen Stundengeschwindigkeit von zehn Ki- lometer vor sich ging, war nicht ungefährlich. Der Nauführer musste mit der Flussstrecke vertraut sein und die Stromschnellen, Engstellen sowie die im Wasser befindlichen Felsen, die „Kugeln“ genau kennen. Manche dienten zur Feststellung des Wasserstandes und trugen Namen, z. B. der Has, die Sau, der Wolf, der Ochs, der Bachofen u. a. Die Hammerwerke in den Seitengräben des Ennstales erhielten das Ei- sen über die Ladstätten. Solche waren in Hieflau, Großreifling, Weißenbach und Kastenreith. In Steyr landeten die Schiffe beim Eisenfloß hinter dem Do- minikanerkloster. Die Schifffahrt auf der Enns, die nicht nur oberhalb, sondern auch un- terhalb Steyr betrieben wurde, besorgten Schiffmeister in Weyer und Steyr. Später übernahm sie die Innerberger Hauptgewerkschaft. Der Stadtphysikus In den Städten, wo die Wohnungen der Menschen gedrängt beieinan- derlagen und daher ansteckende Krankheiten rasch um sich greifen konnten, waren besondere sanitäre Maßnahmen notwendig. Trink- und Nutzwasser war in Steyr genug vorhanden. Dafür war der vom Rate bestellte Brunnenverwalter verantwortlich. Um 1572 beauftragte der Magistrat den Ratsfreund Michael Aidn mit dem Bau eines Wasserturmes zwischen den Brücken. Das Wasserwerk hierzu lieferte um 200 Rheinische Gul- den der Brunnenmeister Peter Wagner aus Augsburg. Dieses technische Kunst- werk erregte solches Aufsehen, dass sogar die kaiserliche Hofkammer im Jahre 1586 Modell und Plan begehrte. Seit dem Jahre 1574 speiste diese Anlage den Meerfräulein- und den Neptunbrunnen am Stadtplatz mit Wasser. Im 16. Jahrhundert unterstand das gesamte Gesundheitswesen der Stadt dem vom Rate ernannten Stadtphysikus. Er behandelte nur Krankhei- ten, kontrollierte die Apotheken und überwachte die Tätigkeit der Bader, die chirurgische Eingriffe vornahmen und Salben und Pflaster zubereiteten. Sie nannten sich Wundärzte und waren Inhaber eines Bades. In Steyr bestanden im Mittelalter drei Badstuben, die „obere“ am
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