Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

53 Zentner (a 56 kg) verladen werden konnten, benötigte man eine große An- zahl solcher Fahrzeuge und damit eine beträchtliche Menge Floßholz (Raf- holz). Nachdem nun auch die Eisengewinnung und -verarbeitung viel Holz verschlang, zeigte sich schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts ein fühlbarer Holzmangel, der die Regierung bewog, die Beförderung des Eisens auf Schif- fen vornehmen zu lassen. Die Durchführung dieses Planes verlangte aber die Regulierung der Enns und den Bau eines Schiffsweges (Rossweg, Treppelweg) entlang derselben. Nach mehrmaliger Besichtigung der Flussstrecke durch Fachleute, wurde von 1559 bis 1563 der Schiffweg von Steyr bis Haimbach bei Alten- markt unter Überwindung zahlloser Schwierigkeiten erbaut. Er ist das Werk des kaiserlichen Baumeisters Lienhard Prandtstetter. Der durch seine Was- serbauten berühmt gewordene Tiroler Hans Gasteiger war damals noch nicht im Innerberger Gebiet tätig. Er übernahm erst 1569 den Bau des Schiffweges von Haimbach bis Hieflau, dessen Vollendung im Jahre 1583 zustande kam. Die Instandhaltung des ungefähr 80 Kilometer langen Rossweges, der durch Hochwasser oft schwer beschädigt wurde und dann stellenweise wieder neu errichtet werden musste, kostete viel Geld. Trotzdem bewährte sich die Ennsschifffahrt durch 300 Jahre. Die auf der Enns fahrenden Schiffe nannte man „Zillen“ oder „Waldeln“. Ihre Herstellung besorgten die Schiffhacker oder Schoppenmeis- ter. Die Schiffe hatten eine Länge von 14½ Klafter und einen Tiefgang von 28 bis 29 Zoll, zwei kurze Ruderbäume am vorderen und zwei am rückwärtigen Ende dienten zur Steuerung. Zur Bemannung eines Waldels gehörte der Zillenmeister, auch Naufüh- rer oder Kranzlmeister genannt, der Steurer, einige Schiffleute, zwei Schiff- reiter und ein Aufleger, der mit einer Stange das Zugseil über felsige Hinder- nisse hinwegleiten musste. Die Schiffleute werden als durstige, harte, aber auch fromme Menschen geschildert, die den hl. Nikolaus als Schutzpatron verehrten. Ihren Jahrtag feierten sie im ehemaligen Gasthaus „Zum goldenen Schiff“ am Grünmarkt (Grünmarkt Nr. 17). Die Bespannung einer Zille bestand gewöhnlich aus vier Pferden. Fluss- aufwärts beförderten die Schiffe Getreide und andere Güter. Da der Schiff- weg öfter das Ufer wechselte, mussten an solchen Stellen die Pferde in der Zille zum gegenüberliegenden Ufer geführt werden. Auf der Rückfahrt nach Steyr bestand die ungefähr 240 bis 280 Zentner

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