Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

51 Mit 22 Zechen und Bruderschaften war 1525 die Stadt führend im Lande ob der Enns. Es gab die Dreifaltigkeitszeche der Schneider, Unseres Herrn Fronleichnamszeche der Klingenschmiede und Schlosser, Unser-Lieben-Frauen- und St.-Barbara-Zeche und Bruderschaft der Messerer, die St.- Nikolai-Bruderschaft der Fluder- und Flezerzeche, die Sieben-SchmerzenBruderschaft der Krämer, die St.-Jakobs-Bruderschaft, welche Scherenschmiede, Schuster, Hafner, Binder, Weber, Bürstenbinder und Ahlschmiede umfasste, die Kaufleute-Bruderschaft, die Zechen der Huf- und Hammerschmiede, der Steinmetze, Fasszieher, Bäcker, Fleischhacker und andere. Im Jahre 1540 kamen Schermesserschmiede von Waidhofen nach Steyr. Um 1543 war der Raum innerhalb der Stadtmauern schon so beschränkt, dass für die Messerer, die zum Teil aus Schwaben und Oberdeutschland zugewandert waren, auf dem Wieserfeld Wohn- und Arbeitsstätten erbaut werden mussten. Aus dieser Zeit stammt das älteste Steuerbuch der Stadt, das ein vielgestaltiges Handwerksleben aufzeigt und erstmals einen Glockengießer (Rotschmied) erwähnt. Um die Jahrhundertwende tauchen zwei neue Erwerbszweige auf, die Papiererzeugung und die Messingfabrikation. Die um 1550 zu Steyr errichtete Papiermühle war die dritte im Lande ob der Enns. Im 17. Jahrhundert kamen noch drei Mühlen dazu, wodurch sich Steyr zu einem Zentrum der Papierproduktion in Oberösterreich entwickelte. Für Messerschalen benötigte man, wie oben angedeutet, Messing und Buchsbaumholz. Diese Rohstoffe lieferten hauptsächlich Handelsleute aus Nürnberg. Wann in Steyr mit der Messingerzeugung begonnen wurde, lässt sich nicht feststellen. Im Jahre 1578 wird der Bürger Werner Manstein als der Besitzer des Steyrer und des Reichraminger Hüttwerkes bezeichnet. Das Hauptwerk war später in Reichraming, das der aus Jägerndorf in Böhmen stammende Manstein gemeinsammit dem aus Nürnberg zugezogenen Wolf Köberer führte. Seit die Schusswaffen zur Zeit Kaiser Maximilians allgemein Verbreitung fanden, wurde deren Erzeugung auch in Steyr betrieben. Büchsenmacher und Büchsenschifter werden 1551 erwähnt. Hochentwickelt war in dieser Zeit auch die Goldschmiedekunst, die von sechs Meistern ausgeübt wurde. In der zweiten Jahrhunderthälfte häufen sich die Bestätigungen von Handwerksfreiheiten. Nadler (1562), Feil- und Zirkelschmiede (1565), Kaltschmiede (1567), Färber (1569), Seiler (1579), Schuster (1580), Gäumetzger

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