Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

46 Ein Messerergeselle, Sebastian Mureisen, dem ein Gerichtshandel nicht zu seinen Gunsten entschieden wurde, sagte sogar dem Rat die Fehde an, und Ulrich Prandtstetter drohte in einer geheimen Versammlung, dass man zu den Klingen greifen, die Ratsmitglieder durch die Fenster werfen und alle er- schlagen werde. Das Endergebnis dieses Aufstandes war eine Niederlage der Handwer- ker. Von 35 beteiligten Personen erhielt die Mehrzahl eine Geldstrafe. Ulrich Prandtstetter und neun Handwerker wurden in Eisen geschlagen und auf Wagen über Linz nach Wien ins Gefängnis geschleppt. Zwei der Angeklagten konnten noch rechtzeitig die Flucht ergreifen. Einer von den beiden, Hans Scheubl, versteckte sich im Dominikanerkloster und floh dann in Mönchsklei- dern nach Budweis. Die Gefangenen wurden im nächsten Jahr wieder auf freien Fuß gesetzt. In Steyr wurde ihnen die Ausübung ihres Handwerks untersagt, da sie behaup- teten, unschuldig bestraft worden zu sein. Prandtstetter, der aus dem Land auf ewige Zeiten verwiesen wurde, ging wie Scheubl nach Böhmen und suchte von dort aus neuerdings gegen die Steyrer Ratsbürger Anschuldigungen zu erhe- ben. Preuenhueber ist der Ansicht, dass er später geköpft worden sei. Der soziale Unterschied zwischen den Handwerker-Bürgern und den reichen Patrizierfamilien, die den Kaiser finanziell unterstützten und ihre Töchter an Adelige verheirateten, war noch gegen Ende des 16. Jahrhunderts sehr groß. Nach der Kleiderordnung Kaiser Maximilians durften sich die Handwerksleute nicht so prächtig kleiden wie die vornehmen Bürger, 1582 untersagte ihnen der Rat auch den Hochzeitstanz auf dem Rathaus und die Musik des Stadtturnermeisters.

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