Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
41 Der Ausbau der Befestigungsanlagen Neuerlich drohten der Stadt Gefahren durch die Kriege, die Kaiser Friedrich mit dem Ungarnkönig Matthias Corvinus zu führen hatte. Im Jahre 1477 drangen ungarische Streifscharen bis gegen Steyr vor. Dies dürfte den Kaiser bewogen haben, schon im nächsten Jahre den Ausbau der unzulängli- chen Stadtbefestigung anzuordnen. Unter Leitung des kaiserlichen Baumeis- ters Martin Felser wurden die Bauarbeiten energisch in Angriff genommen, wozu die Untertanen der Herrschaft Steyr in einem Umkreis von drei Meilen Zug- und Handdienste leisten mussten. Zum Schutz der inneren Stadt wurde an der Stelle, wo sich das Neutor erhebt, eine Bastei errichtet, längs der Enns eine mächtige Mauer mit Toren und kleineren Ausgängen erbaut. Den Abschluss dieser Befestigung bildete das stattliche Ennstor am Brückenkopf. Zwischen den Wehranlagen der Burg und dem alten Pfarrtor an der Stadtpfarrkirche führte man eine neun Meter hohe Stadtmauer auf, der in einem geringen Abstand, dem Zwinger, die äußere Stadtmauer am Rand des Stadtgrabens vorgelagert war. Reste dieser Befestigung sind bis heute erhal- ten geblieben, ebenso ein Teil des Wehrganges oberhalb des Durchganges von der Promenade in die Berggasse. Vielleicht entstand auch in dieser Zeit der Renaissancebau des Garstner Tores, das mit dem Pfarrtor zusammen das Gilgentor bildete. In „Steyrs Chronik“ von Anton Alois Leopold wird allerdings 1541 als das Jahr der Erbauung des Garstner Tores angegeben. Eine Stadtmauer vom Pfarrhofturm bis zur Bastei an der Enns schützte die Stadt gegen Süden. Ein runder Turm in dieser Mauer (heute Bindergasse Nr. 6) diente zur Aufbewahrung des Schießpulvers. Damals erhielt auch die Vorstadt Ennsdorf eine Befestigung. In der Ha- ratzmüllerstraße, früher Lange Gasse, wurde das Schmiedtor, benannt nach einer in der Nähe befindlichen Schmiede, in der Johannesgasse das Johan- nestor und in der Kollergasse das Kollertor errichtet. Der Name dieses Tores soll von dem lebhaften Holzkohlentransport für die Eisenwerkstätten herrüh- ren, der einst durch Tor und Gasse geleitet wurde. In Steyrdorf legte man um das Viertel „Außer-Steyrdorf“ einen starken Mauer- und Grabengürtel. Drei Tore vermittelten hier den Zugang in die Stadt: Gleinker, Schuhboden- und Frauentor. Dieses schmückte ein Fresko, die Gottesmutter mit dem Jesuskind, weshalb es Frauentor genannt wurde.
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