Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

31 che der Schneider eine Handwerksordnung, 1459 bekamen sie die Zimmerer, 1466 die Klampferer, 1470 die Seckler oder Watschgermacher (Erzeuger von Mantelsäcken), 1483 die Beutler, 1485 die Hafner, 1488 die städtischen Klingenschmiede und 1495 die Steinmetze und Maurer. Diese Aufzählung erstreckt sich nur über Zunftverbände, die bisher aus den Quellen nachgewiesen werden konnten. Ohne Zweifel war ihre Zahl am Ende des 15. Jahrhunderts viel höher. Die Landesfürstliche Stadt Die Eisenstadt unterstand unmittelbar dem Landesfürsten. Sie war wie Linz, Wels, Enns, Gmunden, Freistadt und Vöcklabruck eine „landesfürstliche Stadt“. Diese sieben Landesstädte waren zur Regelung gemeinsamer Rechts- und Wirtschaftsangelegenheiten vollzählig seit dem Jahre 1406 im oberösterreichischen Städtebund vereinigt. Als landesfürstliche Stadt besaß Steyr das Recht, Vertreter in die Landtage zu entsenden. Zum Besuch dieser Tagungen waren berechtigt: 1. der Herrenstand (der höhere Adel), 2. der Ritterstand (der niedere Adel), 3. der Prälatenstand und 4. die Vertreter der landesfürstlichen Städte. Diese mussten den Verhandlungen stehend beiwohnen, für die oberen Landstände standen Bänke zur Verfügung. Die überragende Stellung der Eisenstadt zeigte sich im Vorrang ihrer Vertreter (Bürgermeister oder Stadtrichter mit einem Ratsherrn und dem Stadtschreiber) vor den Abgeordneten der übrigen landesfürstlichen Städte. Gewöhnlich versammelten sich die Stände in der Landeshauptstadt Linz (Landhaus). Einige Male war auch Steyr der Schauplatz größerer Ständeversammlungen. Hier trafen sich die Landstände im Jahre 1488 zur Einleitung eines Waffenstillstandes mit Ungarn. Ein Ausschusslandtag, besucht von 17 Vertretern der niederösterreichischen Länder (Ober- und Niederösterreich), beschäftigte sich in Steyr vom 1. bis 20. September 1547 mit der Ausarbeitung einer Stellungnahme in der Religions- und Türkenfrage auf dem Augsburger Reichstag. Besuchte der Landesfürst die Eisenstadt, dann wurde er in feierlicher Weise empfangen. Zu den in Linz stattfindenden Erbhuldigungsfeierlichkeiten entsandte die Stadt eine Abordnung, öfter auch einige Kompanien der

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