Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
30 Eisenverarbeitung rasche Fortschritte. 1367 berichtet eine Kremsmünste- rer Urkunde von einem Harnischmacher in Steyr, 1373 erhielten die im Burgfried der Stadt, in der Raming und in Dambach arbeitenden Klingen- schmiede vom Landesfürsten ihre Handwerksordnung. Den Messerern be- stätigte Herzog Ernst zwischen 1407 und 1411 alle Privilegien, die die Her- zoge Wilhelm und Albrecht schon früher den Meistern des Steyrer Messe- rer-Handwerks erteilt hatten. Neben dem Handwerk der Messerer gab es 1401 in Steyr eine Schmie- dezeche und 1419 eine Zeche der Grobschmiede, 1427 wurden die Schlosser mit einer Handwerksordnung begabt. Die vielverzweigte Eisenindustrie breitete sich, die Wasserkräfte der Steyr ausnützend, hauptsächlich in Steyrdorf und Aichet aus. Am mächtigs- ten entfaltete sich die Messer-Erzeugung, die die Klingenschmiede, Schleifer und die Messerer umfasste. Die Herstellung eines Messers vollzog sich seit dem 15. Jahrhundert in der Weise, dass der Klingenschmied die Rohklinge schmiedete, der Schleifer ihr die „Schneid“ gab und der Messerer aus Buchsbaumholz, Messing oder Bein die Schale dazu anfertigte. Diese Arbeit verrichteten auch Lohnarbeiter, die Schrater oder Schalenmacher. Das tägliche Arbeitsquantum der Klingen- schmiede war im Allgemeinen mit ein bis drei Schwertern oder 20 bis 40 Stück kleineren Klingen festgesetzt. Mit großer Sorgfalt wurde das Rohmaterial, der Stahl, ausgesucht, der „recht gegärbt, nicht rauh oder grob gezaint“ seinmusste. Sorgfältig war aber auch die Ausführung der Messerwaren. Die mit dem Zeichen der Steyrer Messerer, dem Bindenschild-Wappen, geschlagenen Erzeugnisse waren in al- ler Welt begehrt. Das Handwerkszeichen der Messerer bildete die Krone mit den drei Schwertern. Dieses Symbol führten nicht nur die österreichischen Werkstät- ten, es war im gesamten Römischen Reich Deutscher Nation verbreitet. Seit dem Jahre 1470 waren die Messerer-Innungen von Steyr, Wien, St. Pölten, Waidhofen, Wels und Krems in einem großen Zunftverband ver- einigt, dessen Mittelpunkt („Hauptmesserwerkstätte“) Steyr war. „Unserer lieben Frauen-Zeche“ der Messerer, die allein das Recht besaß, ihre Zech- und Fürmeisterwahlen im Rathaus abzuhalten, überragte alle anderen Handwerksverbände der Stadt. Im Jahre 1447 erhielt die Dreifaltigkeitsze-
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