Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

26 Es wurde daher schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts der Wunsch laut, dass die Stadtobrigkeit die Führung im Eisenhandel übernehmen möge. Der Handel mit Roheisen und Stahl war der ergiebigste Erwerbszweig der Steyrer Bürger, die zudem noch zeitweilig die landesfürstliche Eisenmaut gepachtet hatten. Sie verlegten auch die in Steyr erzeugten Eisenwaren, wie Messer- und Säbelklingen, Nägel, Sensen, Sicheln und dgl. Die Versorgung der Heimischen Eisenindustrie mit Rohstoffen Die Belieferung der zahlreichen städtischen Werkstätten mit Weichei- sen und Stahl besorgte der Kleinhandel, „Detailwerk“ genannt. In der Folge- zeit wurde hierfür die vom Magistrat überwachte „Pfundauswaage“ einge- richtet. Zeitweise war diese Versorgung recht mangelhaft, da die Art des Ver- kaufes den Eisenhändlern zu wenig Gewinn einbrachte. Die Meister klagten häufig über minderwertige Ware oder zu geringe Anlieferung. Zwischen Ver- legern und Handwerkern wurden Lieferungsverträge abgeschlossen, wonach der Eisenhändler dem Handwerker das Rohmaterial beistellte und die abge- lieferten Erzeugnisse pro Stück bezahlte. Die Versorgung der ober- und niederösterreichischen Industriegebiete mit den genannten Rohstoffen vollzog sich hauptsächlich über die Städte Enns, Linz, Wels, Freistadt, Krems und Wien. In diesen Städten, die auch im Fernhandel eine wichtige Rolle spielten und im Eisenpatent vom Jahre 1544 als landesfürstlich privilegierte Legorte bezeichnet werden, verkauften die Steyrer Eisenhändler das Rohmaterial direkt an die Verbraucher. Die Kauf- leute der Legorte hingegen mussten das Eisen in Steyr beziehen. Bestimmte Gebiete, soweit sie im Bereiche der Widmungsbezirke lagen, wurden außer- dem noch mit den „Proviantsorten“ beliefert. Die Bevölkerung im Raume des Erzberges produzierte anfangs selbst die unentbehrlichsten Lebensmittel. Als sie aber durch den Aufstieg des Ei- senwesens immer mehr zunahm, mussten Lebensmittel aus den angrenzen- den Gebieten, den „Widmungsbezirken“ eingeführt werden. Im Jahre 1490 verlangte eine kaiserliche Verordnung von den Bewohnern des unteren Enn- stales, des Ybbs-, Erlauf- und Murtales die Ablieferung überschüssiger Le- bensmittel (Getreide, Brot, Mehl, Speck, Schmalz, Vieh, Unschlitt) nach Ei- senerz und Vordernberg. Die hervorragendsten Proviantmärkte waren

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