Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
24 auch der Landesfürst, dass der Hauptmann im Lande ob der Enns die Bürger von Steyr nicht vor sein Gericht fordern dürfe. Die Richterwahl, die der Wahl des Rates folgte, ging in der Weise vor sich, dass in Anwesenheit des Stadtschreibers jeder Bürger nach dem für das Richteramt tüchtigsten Ratsmitglied befragt wurde. Wer die höchste Stim- menzahl erreichte, war Stadtrichter. Im 15. Jahrhundert wurde das Richteramt einige Male ohne Wahl ver- geben. Thomas der Lueger erhielt es 1406 vom Landesfürsten um jährlich 150 Gulden in Bestand (Pacht), ebenso Wolfgang Wiener im Jahre 1440. Die privilegierte Eisenniederlagsstadt Im 13. Jahrhundert erfuhr die Eisenproduktion durch technische Neu- erungen eine wesentliche Steigerung. Schon vor dem Jahr 1205 wurde dem „Rennfeuer“ die Luft durch einen Blasbalg zugeführt. Um 1250 betrieben Wasserräder das Gebläse. Der unrentable „Rennofen“ wurde zum „Bläh- haus“ und der „Eisenbauer“ zum „Radmeister“. Durch die Lage des Erzberges an der Wasserscheide zwischen Enns und Mur erfolgte vermutlich schon damals seine Ausbeutung im Südosten durch Vordernberg und im Nordosten durch Eisenerz, dessen weitausholender In- dustriebezirk früher die Bezeichnung „Inner- oder Hinterberg“ führte. Wurde das gewonnene Roheisen bisher im Blähhaus ausgeschmiedet, so finden wir gegen Ende des Jahrhunderts, bedingt durch den steigenden Holzmangel im Gebiet des Innerberges, bereits einige Hammerwerke an der Enns unter der Herrschaft Admont. Der Handel mit dem begehrten Innerberger Eisen lag im 13. Jahrhun- dert nicht ausschließlich in den Händen der Steyrer Kaufleute. Unter Leopold VI. besaß der Markt Aschbach das Eisenniederlagsrecht und die dem Bischof von Freising untertänige Stadt Waidhofen an der Ybbs bezog, wie es 1266 heißt, „seit alters“ Eisen aus dem Innerberg. Steyr, das auf Grund seiner alten Tradition das Eisenmonopol anstrebte, suchte sich von der Konkurrenz der beiden niederösterreichischen Orte freizumachen. Während sich Aschbach bald aus dem Streit zurückzog, kämpfte Waidhofen auch weiterhin um sein Eisenbezugsrecht. Mit dem im Jahre 1287 gewährten Stapelrecht wurde Steyr zur lan-
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