Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

17 weiblichen Nachkommen erblich übertragen und sich am Hofe des Kaisers beschweren, falls der Herzog die im Georgenberger Vertrag festgelegten Rechte missachten sollte. So wurde, um mit Hantsch zu sprechen, der Erb- vertrag „eine Handfeste für die Ministerialen, die Magna Charta ihrer spä- teren ständischen Machtentfaltung“. Diese bedeutungsvolle Urkunde im Archiv der steirischen Landesre- gierung beginnt mit folgenden Worten: „In nomine sancte trinitatis et indi- vidue unitatis. Otakarius dux Stire omnibus fidelibus in perpetuum.“ Obwohl schwer leidend, wollte der steirische Herzog noch am dritten Kreuzzug (1189 - 1192) teilnehmen. Er musste aber diesen Plan aufgeben. Otakar verschied am8. Mai 1192. Noch imgleichen Jahre belehnte Kaiser Hein- rich VI. die Babenberger auf demWormser Reichstag mit der Steiermark. Durch die Georgenberger Handfeste wurden Burg und Herrschaft Steyr Eigentum der Österreichischen Landesfürsten, doch im Panther des Stadt- wappens vermögen wir noch heute die enge Verbundenheit unserer Stadt mit dem einst so einflussreichen Markgrafen- und Herzogsgeschlecht zu er- kennen. Der Styraburg und dem Erzberg verdankt die geographisch günstig gelegene Stadt Steyr nicht nur ihre Entstehung, sondern auch ihren raschen Aufstieg zur Österreichischen Eisenmetropole nördlich der Alpen. Die Stadt des weißen Panthers Die Dienstmannen der Otakare, die in Steyr zum Großteil dem ritter- mäßigen Adel angehörten, bewohnten Häuser in der Nähe der Burg. Ihr Wohngebiet im Raume der Hofgasse (nördlicher Teil der Berggasse) und der unteren Enge am linken Ennsufer kann als der älteste Teil der inneren Stadt angesehen werden. Kenner der städtischen Baugeschichte sind der Ansicht, dass das ehe- malige Steyrtor und die einstige Mühle unterhalb der Burg (Zwischenbrü- cken Nr. 3 und Nr. 4) zur gleichen Zeit wie diese erbaut wurden und sich eine Wehrmauer mit Zwinger bei den Häusern Enge Nr. 1 und Nr. 3 zur Enns hin erstreckte, die den unteren Burghof gegen Süden abschloss. Gegen die Enge zu begleitete die durch den gotischen Torbogen führende steile Auf- fahrtsstraße zur Burg eine zinnengekrönte Mauer, von der heute noch ein Stück sichtbar ist. Ein viereckiger Torturm, der den Übergang über die Brü- cke des 35 Meter breiten und sieben Meter tiefen Burggrabens sicherte,

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