Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

150 Polizeikommissariates am 1. Juli 1930, weshalb die städtische Sicherheitswa- che aufgelassen werden konnte. Die bedeutendsten Staatsmänner Österreichs, wie Staatskanzler Dr. Karl Renner, Bundespräsident Dr. Michael Hainisch, Dr. Ignaz Seipel und Bun- deskanzler Dr. Johann Schober überzeugten sich in den Jahren der Nach- kriegszeit persönlich von der Notlage der Stadt. Im Jänner 1932 richtete Enrica v. Handel-Mazzetti unter der Parole „Steyr in Not“ einen auch von Hermann Bahr, Franz Karl Ginzkey, Richard Bil- linger, Paula Grogger, Robert Hohlbaum und anderen namhaften Dichtern gezeichneten Aufruf an die „Menschenbrüder deutscher und fremder Na- tion“, Steyr „nicht zugrunde gehen“ zu lassen. Doch alle Maßnahmen konnten die Wirtschaftskrise vorderhand nicht überwinden. Am Ende des Jahres 1933 betrug der Schuldenstand der Stadt rund 3,5 Millionen Schilling. Eine leichte Besserung trat erst ein, als sich um 1935 in den Steyr-Werken eine günstigere Geschäftslage zeigte. Das Stadtgebiet erfuhr in den Jahren 1919, 1922 und 1935 eine Ver- größerung durch Eingemeindung von Gebietsteilen der Gemeinden Gleink und St. Ulrich. Die Ausbreitung der Industrieanlagen sowie der Bau der Enns- und Steyrtalbahn machten schon früher (1884, 1890, 1913) die Einverleibung angrenzender Gebiete von Garsten und St. Ulrich notwendig. Den größten Gebietszuwachs aber brachte das Jahr 1938 mit fast 1700 Hektar. Die Ortschaften Hinterberg, Münichholz, Gründberg, Christ- kindl, Stein und die Gemeinde Gleink wurden damals dem Stadtgebiet an- gegliedert. Der gegenwärtige Gebietsumfang der Stadt Steyr beträgt 2642 Hektar. In den dreißiger Jahren entwickelten sich die Wohnsiedlungen „Klein, aber mein“, „Schlüsselhof“ und „Gründberg“. In der nationalsozialistischen Zeit (Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Steyr am 11. März 1938) ent- stand, bedingt durch neue ausgedehnte Fabrikanlagen der Stadtteil Münichholz. Im zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) erlitt die Eisenstadt schwerste Zerstörungen. Die Luftangriffe am 23. und 24. Februar und am 2. April 1944 vernichteten 112 Gebäude, beschädigten 28 schwer und 356 teilweise. 211 Menschen kamen hierbei ums Leben. Die Erhebungen über die im Kriege Ge- fallenen und Vermissten sind bis heute noch nicht abgeschlossen. Zu Kriegsende besetzten amerikanische Truppen das Stadtgebiet am

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2