149 Die Stadt weltberühmter Eisen- und Stahlerzeugnisse „Steyr in Not“ Der erste Weltkrieg stürzte die Eisenstadt in eine überaus nachhaltige Wirtschaftskrise. Durch die Stilllegung der Waffenindustrie wurden tausende Arbeiter auf Jahre hinaus brotlos. Ein Teil derselben fand zeitweilig Arbeit in den Steyr-Werken, viele aber verließen die Stadt, um im Ausland ihr Leben zu fristen. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, in der Arbeitslosigkeit, Geldentwertung (Ausgabe von Notgeld im November 1919), Lebensmittelmangel, Demonstrationen, Wohnungsnot und politische Unruhen (Februarkämpfe 1934) das Leben erschwerten, war Steyr „eine der ärmsten Städte unser er Republik“. Krisen in den Steyr-Werken gefährdeten jedes Mal aufs ärgste die Stadtfinanzen. Ein Kenner der damaligen Verhältnisse schrieb im Jahre 1928: „Die Autofabrik ist das Unternehmen der Stadt, ist ihr Herzschlag; Handel und Wandel stehen, wenn der Betrieb zurückgeht oder stockt. Es gibt kein Gegengewicht, da alle anderen Unternehmungen in dieser Stadt gegenüber dem übermächtigen Betrieb der Autofabrik fast ohne Bedeutung sind. Im Falle einer Krise der Autofabrik, versagt der Steuerträger, was mit einer jedesmaligen Zerrüttung der Stadtfinanzen verbunden ist“ (F. Häuslmayr, Die Stadtfinanzen). Die Gemeindevertretung war bestrebt, produktive Unternehmungen zu erwerben. Sie übernahm unter anderem ein Plakatierungsinstitut (1925) und die Verwaltung des vom Verein „Flamme“ am Tabor erbauten Krematoriums (1927). Die „Geste“ (Kurzbezeichnung für die städtischen Unternehmungen) eröffnete 1927 fünf Autobuslinien und errichtete eine Versicherungsabteilung. Die 1929 auch in Österreich verspürbare Weltwirtschaftskrise blieb nicht ohne Rückwirkung auf den Geschäftsgang der Steyr-Werke, wodurch sich die ungünstige Wirtschaftslage der Eisenstadt von Jahr zu Jahr noch rapid verschlechterte. Eine finanzielle Entlastung für Steyr brachte die Übernahme des Krankenhauses durch das Land Oberösterreich und die Errichtung eines Bundes-
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