Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
147 95 österreichische Soldaten und 41 russische Kriegsgefangene. 530 Verwun- dete folgten am 10. November. Im Frühjahr 1915 traten größere Schwierigkeiten in der Lebensmittel- versorgung auf. Da den Bäuerinnen die Lebensmittel gewaltsam abgenom- men wurden und Preiserhöhungen eintraten, übernahm am 27. März die Stadtgemeinde den Butter- und Eier-Verkauf. Trotz Einführung der Brot- und Mehlkarten verschlimmerten sich die Verhältnisse. Erntekommissionen überwachten die Getreidelieferungen. Der Magistrat verkaufte nun auch Kartoffel und bosnische Fettschweine und gab im November Butter-Anwei- sungen an die Bevölkerung aus. Bei den Kaufleuten wurden Vorratsaufnah- men durchgeführt, der Milchverbrauch und die Biererzeugung einge- schränkt. Die Verwundeten und die Frontsoldaten wurden nicht vergessen. Sie erhielten Liebesgaben durch den „Frauenhilfsverein für die im Felde Stehen- den“. Im September wurde die „Kriegsmetallsammlung“ eingeleitet und im Oktober der noch heute amWasserturm zwischen der Steyr- und Ennsbrücke angebrachte „Eiserne Panther“ beschlagen. Zu Beginn des Kriegsjahres 1916 herrschte eine empfindliche Teue- rung. Am Stadtplatz gelangte im Februar Renntierfleisch zum Verkauf. In den folgenden Monaten wurden Zucker-, Kaffee- und Fettkarten, aber auch fleischlose Tage eingeführt. Die Schuljugend sammelte Brombeer- und Erd- beerblätter, und serbische und russische Kriegsgefangene zog man zu Ernte- arbeiten heran. Im Spätherbst traten Typhusfälle auf. Der Jänner 1917 brachte Kälteferien für die Schulen und ein Ansteigen der Kohlenpreise. Sämtliche Kirchen des Stadtgebietes mussten im März für Kriegszwecke Glocken abgeben. Die Bevölkerung wurde instruiert, wie sie sich bei einem Fliegerangriff zu verhalten habe. Im Sommer zeigten sich die ersten Anzeichen einer Inflation, der Mangel an Milch, Fleisch und Holz wurde immer fühlbarer. Gegen Ende des Jahres kaufte man Lebensmittel zu Wucherpreisen. Am Anfang des letzten Kriegsjahres waren alle Nahrungsmittel in die Bewirtschaftung einbezogen. Wie vor den Lebensmittelgeschäften, so stell- ten sich die Leute auch bei den Trafiken schon bald nach Mitternacht an, um sich wenigstens die auf den Lebensmittel- und Tabakkarten vorgesehenen Mengen zu sichern. Diese Verknappung der Nahrungsmittel hatte einen
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