Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
141 Im Jahre 1875 wurde der „Verein der Schulfreunde“, der durch Jahr- zehnte die Suppenanstalt unterhielt, 1907 der Verein „Freie Schule“ gegründet. Das erste Denkmal für Anton Bruckner Anton Bruckner (4. September 1824 bis 11. Oktober 1896) besuchte in den Jahren 1843 bis 1845, als er noch Schulgehilfe in Kronstorf war, mehr- mals Steyr, wo ihn die herrliche Chrisman-Orgel (erbaut 1777 bis 1779) in der Stadtpfarrkirche mächtig anzog. Dreißig Jahre später fand er sich wieder in Steyr ein und verbrachte wahrscheinlich von 1884 an die Sommerferien teils hier und teils in St. Flo- rian. In der Ferienzeit der Jahre 1886 bis 1894 arbeitete er im Steyrer Stadt- pfarrhof an seinen großen symphonischen Werken. Im September 1894 feierte Steyr den siebzigsten Geburtstag des gro- ßen Meisters und enthüllte nicht ganz zwei Jahre nach seinem Tode als erste Stadt zu Pfingsten 1898 in der Nähe der Stadtpfarrkirche das von Viktor Tilg- ner geschaffene Denkmal. (Erneuert 1935 durch den „Brucknerbund“, Orts- gruppe Steyr.) Bruckner war Ehrenmitglied des 1838 gegründeten „Vereines der Mu- sikfreunde zu Steyr“ und des Männer-Gesangvereines „Kränzchen“, der im Juni 1908 am Stadtpfarrhof eine Gedenktafel anbrachte. Wie Schubert hatte auch Bruckner in der Eisenstadt einen engeren Kreis von Freunden, dem Georg Pointner, Josef Mayr, Leopold Hofmeyr, Karl Almenroth und Franz Xaver Bayer angehörten. Bayer (1862 bis 1921), der seit 1887 als Regenschori an der Stadtpfarr- und Vorstadtpfarrkirche überaus erfolgreich wirkte, war der Liebling des Flo- rianer Meisters. Der Chorregent brachte mit dem Kirchenchor und den mu- sikpflegenden Vereinen die größten Werke Bruckners, Messen und Sympho- nien, mustergültig zur Aufführung. Er gehört somit zu den unentwegtesten Vorkämpfern der BrucknerschenMusik. Der „Musikant Gottes“ urteilt am 10. Dezember 1895 über den hervorragenden Chor- und Orchesterdirigenten: „Der Gefertigte bezeuget auf Wunsch, daß er an Herrn Chorregenten Franz Bayer einen so genialen Dirigenten rühmen muß, wie dieß seine so schwieri- gen Meßaufführungen bewiesen, daß derselbe unbedingt als der vorzüg- lichste seines Faches in Oberösterreich hervorragt. Auch als Organist steht er
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