Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

135 Wie eine Prophezeiung klingen die Ausführungen Werndls in dieser Veröf- fentlichung: „Die Steyrer elektrische Ausstellung ist die erste ihrer Art auf dem ganzen Kontinent. Während bei den elektrischen Ausstellungen in Wien und anderwärts nur Dampfkräfte als Motoren in Verwendung kamen, sollen in Steyr die Wasserkräfte als Motoren benützt werden. Unsere elekt- rische Ausstellung wird auch zeigen, wie die Elektrizität als bewegende Kraft auf weite Entfernungen mit Vorteil übertragen werden kann und wel- che Vorteile unserer Industrie aus der Verwertung der Kraft unserer was- serreichen Gegend erwachsen.“ Die vom 1. August bis 30. September währende Elektrizitäts-Ausstel- lung, nach Paris, München und Wien die vierte auf dem ganzen Erdkreis, besuchten Kaiser Franz Josef und Kronprinz Rudolf. In diesen Wochen wa- ren einzelne Plätze und Straßenzüge von elektrischen Bogenlampen erhellt. Steyr war die erste Stadt Europas, in der eine solche Straßenbeleuchtung angewendet wurde. Aber auch die zwei Curtis-Turbinen in der Heindlmühle (Objekt XII), die den Strom lieferten, zählen zu den ersten Wasserkraftwer- ken, die je gebaut wurden. Im Jahre 1886 gelangte in Österreich-Ungarn das Repetiergewehr, „System Mannlicher“, Modell 1886, zur Einführung. Große Aufträge liefen in Steyr ein. Die Waffenerzeugung trat wieder in den Vordergrund und die Herstellung elektrischer Geräte wurde auf den Eigenbedarf zurückge- drängt. Neue Verkehrswege Die Erfindung der Eisenbahn bewirkte eine allmähliche Umgestaltung des Verkehrswesens. Steyr war begreiflicherweise interessiert an der Tras- sierung der Westbahnstrecke. In den Jahren 1855 und 1856 bemühte sich der Gemeinderat der Stadt Steyr ernstlich bei der Statthalterei in Linz und bei den maßgebenden Behörden in Wien, um den Verlauf der Westbahnlinie Wien – Linz in nächster Nähe der Eisenstadt zu erwirken. Doch strategische Gründe, die vom Armee-Oberkommando geltend gemacht wurden und ge- ländebedingte Schwierigkeiten ließen die gewünschte Trassierung nicht zu. Steyr war daher auf eine Anschlussbahn zur Hauptlinie angewiesen. Um die Verwirklichung dieses Projektes erwarb sich größte Verdienste der

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