Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
133 Der geniale Generaldirektor, der die „Wasservilla“ am Wehrgraben bewohnte, sorgte vorbildlich für das Wohl seiner Arbeiter, die er gut ent- lohnte und für die er solide Wohnhäuser und eine Schwimmschule (1863, 1874) erbauen ließ. Gemeinsam mit seinem Bruder Ludwig stiftete er für bedürftige Fabrikarbeiter und deren Angehörige ansehnliche Geldbeträge. Die politische Organisation der Arbeiterschaft machte seit Gründung der Waffenfabrik-Gesellschaft große Fortschritte und kam schon in den Maifeiern der neunziger Jahre zum Ausdruck. In den Jahren 1877 bis 1882 erbaute Werndl auf einer Anhöhe am Ausgang der Preuenhueberstraße das Schloss Vogelsang inmitten ausge- dehnter Parkanlagen, das Werndls Tochter, Baronin Karoline Imhof, bezog. Am 29. April 1889 erlag Josef Werndl, der „Vater der Arbeiter“, einer Erkältung, die er sich beim Besuch seiner Fabrik in Letten zugezogen hatte. An seinem Grabe hielt ein Arbeiter eine Ansprache, in der er ausführte: „Der hier zu Grabe Getragene hat sich in vielen Fällen und in seinem Han- deln überhaupt als Mann gezeigt, wie man ihn unter seinesgleichen nicht so leicht finden wird: als eine Ausnahme der Kapitalisten, der in so man- chen Fällen das Recht des Schwächeren vor der Macht des Stärkeren ge- schützt, der so manches Vorgehen von höherer Seite als unmoralisch zu- rückgewiesen. Wir Arbeiter der Österreichischen Waffenfabrik bedauern sehr den Verlust, den wir durch sein Hinscheiden erlitten, und zweifeln sehr daran, dass die Verhältnisse, wie derselbe sie für uns gestaltete, uns für die Zukunft erhalten bleiben werden. Ich glaube im Sinne der gesamten Arbei- ter der österreichischen Waffenfabrik gesprochen zu haben, wenn ich dem Dahingeschiedenen nachrufe: Ehre seinem Andenken!“ Die Nachwelt errichtete Werndl ein würdiges Denkmal auf der Pro- menade. Das Meisterwerk Viktor Tilgners wurde am 10. November 1894 enthüllt. Die Waffenfabrik lieferte nicht ausschließlich Waffen, sie erzeugte zusätzlich auch andere technische Geräte. Schon Werndl begann um 1880, wie noch ausführlicher die Rede sein wird, mit der Herstellung elektrischer Glühlampen, Motoren und Dynamos. Im Jahre 1893 beschloss der Verwal- tungsrat, die Produktion von Fahrrädern in Angriff zu nehmen. Wegen sei- ner vorzüglichen Ausführung war das „Steyrer Waffenrad“ sehr begehrt und fand großen Absatz. Einige Jahre hernach (1899) brachten die Werke die Zeilensetzmaschine „Monoline“ auf den Markt, sie erzeugten im ersten
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