Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

130 Wenn er nun im Sinne eines Stilpurismus aus der Stadtpfarrkirche die Ba- rockaltäre und die barocken Figuren von den Pfeilernischen entfernen ließ, weil ihm Barock und Rokoko als Verfallszeiten erscheinen, wenn er neugo- tische Altäre befürwortete, so wird man das dem Zeitgeschmack des Histo- rismus zugutehalten müssen. Aber die Restaurierung der Jahre 1854 bis 1857 hat doch manche Schönheiten gerettet, so das wundervolle Sakra- mentshäuschen beim Hochaltar, und die Freilegung der vermauerten Fens- ter im Chor gebracht. Auch hat Stifter auf die Bedeutung der Margareten- kapelle und des alten Taufsteins aufmerksam gemacht.“ Redtenbacher und Wickhoff Im 19. Jahrhundert erblickten in Steyr zwei berühmte Männer der Wis- senschaft das Licht der Welt: Ferdinand Redtenbacher und Franz Wickhoff. Ferdinand Redtenbacher (1809 bis 1863) entstammte einem alten oberösterreichischen Eisenherrengeschlechte, aus dem bedeutende Ge- lehrte hervorgegangen sind. Ehe er sich dem technischen Studium zu- wandte, war er kaufmännischer Angestellter. Von 1833 bis 1841 wirkte er als Mathematikprofessor am Gewerbeinstitut in Zürich. Im Jahre 1841 ging er als Professor für Maschinenbau an das Polytechnikum in Karlsruhe, dem er seit 1857 als Direktor vorstand. Diese Anstalt erlangte unter seiner Lei- tung Weltruf und wurde zum Vorbild für die deutschen technischen Hoch- schulen. Redtenbacher schuf Maschinenlaboratorien und lehrte, wie man den Wirkungsgrad einer Maschine vorausberechnen kann. Die Ausbildung des Ingenieurs stellte er auf eine breitere Grundlage. Ein Denkmal im Eh- renhof der Karlsruher Technik sowie eine Gedenktafel an seinem Geburts- haus (Stadtplatz Nr. 39) erinnern an den „Schöpfer des wissenschaftlichen Maschinenbaues“. Wickhoff, geboren am 9. Mai 1853, war der Sohn des Eisengroßhänd- lers und Reichsratsabgeordneten Franz Wickhoff. Seine Gymnasialzeit ver- brachte er in Kremsmünster, Seitenstetten und Krems an der Donau. An der Wiener Universität studierte er anfangs Naturwissenschaften, widmete sich aber dann der Kunstgeschichte. Er wurde Kustos amMuseum für Kunst und Industrie in Wien, 1882 Privatdozent für Kunstgeschichte und 1891 or- dentlicher Professor an der Universität Wien. Hier begründete er die Wie- ner Schule der Kunstgeschichte.

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