Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
129 Eng verbunden mit der Eisenstadt war der Dichter des „Hochwaldes“, Adalbert Stifter, der schon als Student in Steyr weilte. Er verbrachte die Fe- rien bei der Familie Josef v. Koller, dessen Söhne von ihm in Kremsmünster Nachhilfeunterricht erhielten. In den fünfziger und sechziger Jahren kam Stifter als Schulinspektor wiederholt nach Steyr. Hier vollendete er 1856 den zweiten Band des „Nachsommers“. Der k. k. Schulrat, der von dem aufrichtigen Bestreben erfüllt war, das Schulwesen im Lande ob der Enns in jeder Weise zu fördern, war mit dem baulichen Zustand der städtischen Schulen keineswegs zufrieden. Die Kreishauptschule war in düster en Räumen untergebracht, die Vorstadt- schule, obwohl vor einigen Jahrzehnten neu erbaut, zu entlegen und zu klein. Erbärmlich fand er auch die Klassenzimmer der Mädchen-, Stadt- pfarr- und Ennsdorfschule. Größere Freude scheinen dem Künder des „sanften Gesetzes“ die er- ziehlichen und unterrichtlichen Erfolge bereitet zu haben. „Es schlägt jetzt fünf Uhr“, so schreibt er am 4. Juli 1863 an seine Gattin, „und ich komme von recht lieben, feinen Mädchenangesichtern aus der zweiten Klasse der Mäd- chenschule, in der diese Mädchen einen sehr trocken aussehenden Lehrer haben, welcher aber vortrefflich ist, welchen sie lieben und bei welchem sie schon recht viel gelernt haben ... Die Kinder haben da eine vortreffliche Schule. Sie sangen mir zuletzt schöne Lieder, und zwar sehr gut, und es leuch- tete ihnen die Freude aus den Angesichtern, daß sie mir singen durften.“ Aber nicht nur die schulischen Dinge waren der Anlass für Stifters Aufenthalt in Steyr, auch seine eifrige Beschäftigung mit der Kunst ließ ihn in unsere Stadt kommen. Bekannt sind seine Verdienste als Konservator um die Renovierung der Stadtpfarrkirche. In diesem Gotteshaus gelangte 1857 der jetzige neugotische Hochaltar vom Münchner Bildhauer Fidelis Schön- laub zur Aufstellung. Ihn stifteten 1853 die Steyr er Bürger zum Dank für den glücklichen Ausgang des Mordanschlages auf den Kaiser. 1861 wurde auch die Kanzel nach dem Entwurf von Schönlaub gestaltet und 1863 und 1865 neue Seitenaltäre errichtet. Der bekannte Stifter-Forscher Univ.-Prof. Dr. Moritz Enzinger urteilt über des Dichters denkmalpflegerische Tätigkeit in Steyr: „Stifter hatte von der Rettung des gotischen Altars in Kefermarkt her eine gewisse Erfahrung.
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