Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

128 An die Stelle des Kreisamtes trat die Bezirkshauptmannschaft, die vor- läufig im neuerbauten Kreisamtsgebäude (Stadtplatz Nr. 13, heute Kreisge- richt) untergebracht wurde. Bis zum Jahre 1847 stand hier das mit einer St.- Nikolaus-Kapelle ausgestattete dreigiebelige Hirschenhaus, das im 15. Jahr- hundert der Familie Grünthaler gehörte und im Dreißigjährigen Kriege (1633) von einem Neffen Wallensteins, dem Grafen Max v. Waldstein, bewohnt wurde. Der Magistrat, der 1650 dieses Gebäude erwarb, verwendete es bis 1847 als Kaserne und Zeughaus. Am 1. Februar 1850 erfolgte die Einführung der neuen Steuerämter und am 1. Juli die Eröffnung des Land- und Bezirksgerichtes im Ex-Jesuiten- gebäude (Michaelerplatz Nr. 6). Im August wurde die Nationalgarde aufge- löst, derenWaffen Ende Oktober nach Linz abgeführt. Am 1. November über- nahm die Gendarmerie mietweise das Neutorgebäude. Die Stadt Steyr erhielt am 11. November 1850 eine neue Gemeinde- ordnung. Die Stadtgemeinde unterstand anfangs vorübergehend der k. k. Be- zirkshauptmannschaft, und als diese 1854 aufgehoben wurde, eine kurze Zeit dem k. k. Bezirksamt. Zu Beginn der sechziger Jahre wurde mit einem verbes- serten Gemeindestatut die Grundlage geschaffen, auf der sich Steyr zur au- tonomen Stadt entwickeln konnte. Im Jahre 1860 bezog das Bezirksamt das Gebäude Pfarrgasse Nr. 1. Dieses Amt wurde 1868 von der Bezirkshauptmannschaft für den Landbezirk Steyr abgelöst. Adalbert Stifter und die Eisenstadt Um 1850 und später standen namhafte Dichter in Beziehung zu Steyr. Am 31. August 1843 las Franz Stelzhamer im Gartensalon des Anton Steindl (Grünmarkt Nr. 14) aus seinen Werken, im Juli 1849 verschied im Hause Leopold-Werndl-Straße Nr. 9 der Mundartdichter Anton Schosser (geb. 7. Juni 1801 zu Losenstein) um 1852 schrieb Alexander Julius Schindler (1818 bis 1885) unter dem Dichternamen Julius von der Traun die „Rosenegger Romanzen“ und 1861/1862 wirkte hier als Schauspieler Ludwig Anzengru- ber. Im Arkadenfriedhof zu Steyr fand auch der „Bader von Klaus“, der Mundartdichter Josef Moser (1812 bis 1893), neben Schosser seine letzte Ruhestätte.

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