Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
125 Der erste Ehrenbürger Im Jahre 1837 erschien nach langer Zeit im Druck wieder eine zusam- menfassende Darstellung der wechselvollen Geschichte der Eisenstadt. Sie hatte Franz Xaver Pritz zum Verfasser, der am 4. November 1791 als Sohn eines Krämers und Weißwarenhändlers in Steyr (Johannesgasse Nr. 7) das Licht der Welt erblickte. Pritz besuchte in Linz das Gymnasium und trat 1809 als Novize in das Augustiner Chorherrenstift St. Florian ein. Von 1810 bis 1812 studierte er in Linz und anschließend bis 1814 an der Wiener Hochschule Theologie und ori- entalische Sprachen. Im Jahre 1815 wurde er zum Priester geweiht. Nachdem er in Mauthausen als Hilfspriester gewirkt hatte, übernahm er am Linzer Ly- zeummit 1. November 1817 die „Professur des Bibelstudiums des Alten Bun- des und der orientalischen Sprachen“. Im Jahre 1855 legte Pritz sein Lehramt zurück. Er kam als Pfarrvikar nach Wallern und 1862 nach Ansfelden, wo er am 22. März 1872 verschied. Das Chorherrenstift St. Florian war in der ersten Hälfte des 19. Jahr- hunderts führend auf dem Gebiet der Geschichtswissenschaft. Auch Pritz zählte zu den größten Historikern dieses Stiftes. Sein bedeutendstes Werk ist die zweibändige „Geschichte des Landes ob der Enns“ (1847), eine für die damalige Zeit überragende Leistung. Er schrieb 37 historische Arbeiten, unter anderem auch die Geschichte der Klöster Garsten und Gleink. Die „Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebungen“ gab er 1837 heraus. Da er nur in den Ferien in Steyr Aufenthalt nehmen konnte, war es ihm nicht möglich, für diese Arbeit das reichhaltige Archiv der Stadt gründlich zu durchforschen. In dieser Hinsicht unterstützte ihn sein „ältester und treuester Freund“, der Justitiar Ignaz Schroff, der durch 40 Jahre (bis 1847) geschichtliche Begebenheiten undWetterbeobachtungen aufzeichnete. Schroff wurde am 8. November 1774 in Steyr geboren, studierte nach dem Besuch der Hauptschule in Linz und Wien. Im Jahre 1797 kam er als Rechtspraktikant nach Steyr, war von 1803 bis 1810 Magistratsrat und her- nach Justitiar von Meissenberg und Ramingdorf. Er starb am 17. März 1851. Am 31. Oktober 1837 verlieh die Stadt das Ehrenbürgerrecht an F. X. Pritz. Er war der erste Bürger, dem diese Auszeichnung zuteilwurde. Die Ge- schichte seiner Vaterstadt ergänzte und erweiterte er bis zum Jahre 1851.
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