Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

114 chen Vermögens“ beantragte. Das Schulgebäude über nahm der Normal- schulfonds, Kirche, Kloster und Kapelle kaufte der Magistrat Steyr um den Schätzungswert von 3500 Gulden. Im Juli des folgenden Jahres erging der Aufhebungsbefehl an die Do- minikaner. Das Kloster kauften die Fabrikanten Daniel Pellet und Anton Schaitter um 6600 Gulden. Ein Gewölbe verwendete man als Salzmagazin und richtete für den k. k. Salzversilberer im 2. Stock eine Wohnung ein. Drei Konventualen kamen als Kooperatoren an die Vorstadtpfarre Steyr, deren Er- richtung schon 1782 angebahnt, doch erst am 15. November 1785 wirksam wurde. Die einstige Jesuitenkirche erhielt nun den Rang einer Pfarrkirche, die alte Bürgerspitalkirche wurde zum Vorstadtpfarrhof umgestaltet. In der Ex-Dominikanerkirche, die in der Franzosenzeit als Heumagazin diente, versahen Weltpriester bis 1865 den Gottesdienst. Seit diesem Jahre dient diese Kirche als „Missionshaus“ des Jesuiten-Ordens. In das Jahr 1785 fällt auch die Aufhebung des Kapuzinerklosters in der Leopold-Werndl-Straße (Nr. 5/7). 1786 erwarb das Gebäude die Familie Eber- staller, 1891 Leopold Werndl. Die Kirche wurde abgetragen. An sie erinnert noch heute ein prächtiges Kruzifix aus der Barockzeit. Garsten, die altehrwürdige Stiftung der Otakare, wurde mit 1. Mai 1787 aufgelöst. Im Jahre 1792 übernahm der Linzer Bischof dieses Kloster als Dotationsherrschaft. Bischof Gregorius Thomas Ziegler verkaufte das Kloster- gebäude dem Ärar, das hier das „Provinzialstrafhaus Garsten“ einrichtete. Das Stadttheater Theatralische Aufführungen veranstalteten in vergangenen Jahrhun- derten nicht allein die Schüler der humanistischen Lehranstalten (Latein- schulen, Gymnasium der Jesuiten). Gelegentlich fanden sich auch Leute aus dem Handwerkerstand, meist Jugendliche, zu einem Schwert- oder Reiftanz (Messerer), manchmal auch zu einem „Spiel“ zusammen. Leider sind uns Spielhandschriften nicht erhalten geblieben. Wir wissen nur, dass in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts Fastnachtspiele bevorzugt wur- den, und die Dichtungen des Meistersingers Hans Sachs in Steyr nicht un- bekannt waren.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2