Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

111 Auf dem Weg zum Industriezentrum Haupt- Und Trivialschulen Nach der Gegenreformation besetzte man die früheren protestanti- schen Schulen mit katholischen Schulmeistern. Um 1625 wurde der Unter- richt an der Schule imNeutor, 1626 im „Gemeinen Kasten“, 1629 in Steyrdorf (Sierninger Straße) und 1631 in Ennsdorf wieder aufgenommen. Im äußeren Steyrdorf entstand 1636 eine neue Schule und 1639 wurde eine solche in der Gleinker Gasse eröffnet. Bis in die Zeit Maria Theresias unterstanden diese deutschen Schulen, die mitunter auch zeitweise unbesetzt waren, im Allge- meinen, die religiöse Unterweisung ausgenommen, dem Magistrat. Im 18. Jahrhundert trat die Unzulänglichkeit des niederen Schulwesens in Österreich immer deutlicher in Erscheinung. In Steyr zeigte sich ein über- handnehmen der Winkelschulen, die die Existenz der öffentlichen Schulmeis- ter ernstlich bedrohten. Im Jahre 1751 wurden von der Regierung umfang- reiche Erhebungen über die Schulen angeordnet, aber erst 1774 übernahm der Abt des Augustiner-Chorherrenstiftes in Sagan Johann Ignaz von Felbiger (1724 bis 1788), der über ausdrücklichen Wunsch Maria Theresias nach Wien berufen wurde, die Durchführung der Schulreform. Am 6. Dezember dieses Jahres genehmigte Maria Theresia die „Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen kaiserlich-könig- lichen Erbländern“. Das neue Schulgesetz verlangte unter anderem die Errichtung von ein- oder zweiklassigen Trivialschulen in den Pfarrorten, dreiklassige Hauptschu- len im Gebiete eines Kreisamtes und vierklassige Normalschulen in den Hauptstädten der Kronländer. In Steyr eröffnete der Magistrat im November 1775 eine k. k. Haupt- schule in dem früheren Gymnasialgebäude der Jesuiten (Michaelerplatz Nr. 13). Bei den fünf Stadtschulen, jetzt Trivialschulen, trat vorläufig keine we- sentliche Änderung ein. Mit Ende des Sommerkurses 1782 wurde die Trivial- schule in der Sierninger Straße aufgelassen. Im gleichen Jahre begannen die Ursuliner-Nonnen (früher Cölestinerinnen) mit demUnterricht der Mädchen, womit im Stadtbezirk Steyr die theresianische Schulreform zum Abschluss gelangte.

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