Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
108 37.000 Gulden. Sie musste daher der Regierung ein Gutachten über ihren Vermögensstand vorlegen. Hauptgewerkschaft Und Kleineisenindustrie Die Hauptgewerkschaft gewährte der Stadt für den Eisen- und Stahl- bezug Preisbegünstigungen in Form von Benefizien. Vom Jahre 1626 bis 1798 erlegte die Gewerkschaft von jedem Zentner Stahl oder Eisen, der nach Steyr oder für die Nagelschmiede nach Losenstein geliefert wurde, 6 Pfennig in die Stadtkasse („6 Pfennig Gefälle“). Als der Preis für den Scharsachstahl erhöht wurde, verpflichtete sich 1678 die Gewerkschaft zur Rückvergütung von 30 Kreuzer pro Zentner Stahl, der von der Stadt bezogen wurde. Diese Vergütung gab sie nicht in Bargeld, sondern in der Lieferung von Vorderhackenstahl. Außerdem erhielt die Stadt noch jährlich 125 Zentner dieser Stahlsorte kostenlos geliefert („Vorderha- ckenstahlbenefiz“). Nach dem Jahre 1678 gestalteten sich die Absatzverhältnisse etwas günstiger, wodurch auch eine Besserung der finanziellen Lage der Hauptge- werkschaft eintrat. Um die Jahrhundertwende verursachten aber Teuerung und Hochwasserkatastrophen wieder gewaltige Auslagen. In den Ratsproto- kollen aus dem Jahre 1702 wird hingewiesen auf „den gefährlichen Zustand und fast vor Augen liegenden Untergang des gesamten Gewerkschaftswerks, woran gemeiner Stadt so viel als gleichsam dem Leib an der Seele gelegen“. In den ersten Dezennien des 18. Jahrhunderts erreichte Steyr beim kai- serlichen Hof die Auszahlung rückständiger Gewerkschaftserträgnisse und erhielt 1716 eine Erweiterung des Stahlbenefiziums. Die Hauptgewerkschaft ließ im Jahre 1729 den geräumigen Getreidekasten in der Neuschönau er- bauen. Nach den Schlesischen Kriegen gelangte die Stadt wieder zu einigem Wohlstand. Die Kleineisenindustrie (Messerer, Feilhauer, Schlosser, Sporer, Striegelmacher, Ahl-, Bohrer-, Huf-, Klingen-, Nagel-, Scher-, Schwert-, Zirkel- und Zeugschmiede und andere) erlebte einen erfreulichen Aufschwung, weshalb man Steyr um 1760 als die beste der landesfürstlichen Städte bezeichnete. In diese Zeit fallen die ersten Versuche mit der Steinkohlenfeuerung. Die Landeshauptmannschaft erlaubte 1766 jenen Handwerkern, die für ihre
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