Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

107 den barockisierten Vorsprung der Schlosskapelle. Den Burggraben über- querte nun eine Arkadenbrücke, die gegen den Park zu ein dachloser Rund- bau abschloss. Große Verdienste um diese Erneuerung, die 1731 vollendet und durch die die alte Burg in ein barockes Schloss umgestaltet wurde, erwarb sich der Passauer Bischof Graf Joseph Dominik von Lamberg. Steyr Und Die Erbfolgekriege Im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, als der Kampf um das spa- nische Erbe ausgetragen wurde, blieb der Eisenstadt der Einmarsch fremder Kriegsvölker noch erspart. Kritisch wurde aber die Situation für Steyr nach dem Regierungsantritt Maria Theresias (1740). Das halbe Europa, voran Bay- ern und Preußen, erhob trotz der Pragmatischen Sanktion Ansprüche auf die Österreichischen Länder. Im Verlauf des daraus entspringenden Österreichi- schen Erbfolgekrieges (1741 bis 1748) stießen bayrisch-französische Truppen im September 1741 in Oberösterreich vor und besetzten Linz, wo der bayri- sche Kurfürst Karl Albert die Huldigung entgegennahm. Am 18. September drangen 60 feindliche Dragoner und 600 Mann zu Fuß von Linz kommend in das befestigte Steyr ein, besetzten die Stadttore und nahmen sofort die Instandsetzung der zerstörten Brücken in Angriff. Nach seinen Niederlagen in Niederösterreich traf der Kurfürst Vertei- digungsmaßnahmen an der Ennsgrenze. Am 7. November besetzten daher 2000 französische Soldaten die Stadt, das Schloss und das Kloster Garsten. Oberst Prinz Tingry ließ einige Stadttore zumauern, in Ennsdorf Palisaden er- richten und hinter dem Zeughaus (heute Kreisgerichtsgebäude) an der Enns 24 Kanonen aufstellen. Die Bürgerschaft hatte ihre Waffen im Schloss abzu- liefern. Im Dezember wurde diese Besatzung von bayrischen Truppeneinhei- ten in der Stärke von 4000 Mann abgelöst. Das Anrücken österreichischer Truppen unter Graf Ludwig von Khevenhüller bewirkte jedoch am 31. Dezem- ber 1741 eine sehr rasche Räumung der Stadt. Am gleichen Tage hielten die Warasdiner unter Oberst Trenk in Steyr ihren Einzug. Ende Jänner 1742 be- fand sich kein fremder Soldat mehr auf oberösterreichischem Boden. Dieses Kriegsgeschehen stürzte Steyr wieder in eine verhängnisvolle Finanzkrise. Die Stadt schuldete 1746 an Steuern und anderen Gefällen über

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