102 ausführten. Der größte Teil der Zunftakten aus dieser Zeit berichtet von Handwerksstreitigkeiten. War es 1660 noch allen Meistern erlaubt, ihre Erzeugnisse auf den Markt zu bringen, so wurde 1668 dieser Handel nur noch den eisenverarbeitenden Meistern zugestanden. Die Handwerksdisziplin lockerte sich. Von einigen Innungen wurde der Gottesdienst am Jahrtag nicht mehr so feierlich gestaltet wie ehedem, und die eine oder die andere Handwerkszeche war mit ihrem Herbergsvater nicht zufrieden. Das einst so blühende Handwerk der Messerer zählte 1677 nur mehr 71 Meister und Meisters-Witwen. Um das Einkommen zu erhöhen, bemühten sich die Messerer um das Recht zum Ausschank alkoholischer Getränke. Nach langen Verhandlungen wurde ihnen mit kaiserlicher Resolution 1697 das Leutgeben bewilligt. Der Rat, dem auch Weinhändler und Gastwirte angehörten, suchte aber mit allen Mitteln, bei Hof dieses Privilegium rückgängig zu machen. Im Jahre 1706 erreichten die Handelsleute, dass den Messerern, von denen einige notgedrungen Haarnadeln erzeugten oder sich um Schnallensperrer- und Nachtwächterdienste bewarben, durch den Landeshauptmann der Handel mit „fremden“ Erzeugnissen verboten wurde. Drei Jahre später aber (1709) erhielt das Messererhandwerk doch die landesfürstliche Erlaubnis zum Handel mit Ringen, Maultrommeln, Messing-, Stahl- und Beinhaarnadeln, Schnürriemen, Bändern und dergleichen. Es mussten allerdings beim Versand dieser Waren ein vom Bürgermeister bestellter Kommissär und der Mautbeschauer anwesend sein. Oft werden in diesem Zeitraum alte Zunftsatzungen abgeändert und neu bestätigt. Handwerker, die nur in geringer Zahl in der Stadt vertreten waren, wie Bader, Färber, Seifensieder und andere gehörten einer Landes-Innung an. Der Magistrat wollte nicht, dass diese Handwerker zu den Versammlungen in die Landeshauptstadt fuhren und dort ihre Zunftbeiträge erlegten. Wiederholt wurden sie aufgefordert, den „Linzerischen Handwerkern“ nichts beizutragen, sondern in Steyr eine „absonderliche Lad“ aufzurichten. Um 1680 und in den nächsten Jahrzehnten tauchten neue Berufe, wie Bilder- und Kupferdrucker, Parkettmacher, Haarnadelmacher, Buchdrucker, Tabakmacher, Miederer, Perückenmacher, Wachsbossierer, Seidenstrumpfwirker, Haarpuder- und Stärkemacher in Steyr auf. Im Lande ob der Enns ist der Tabakanbau seit 1643 im Herrschaftsgebiet Schwertberg nachweisbar. Waren bisher in Steyr nur Tabakkrämer tätig,
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