Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr
10 und östlichen Alpenländer ein und gelangten nicht nur in die Gegend zwi- schen Enns und Wienerwald, sondern auch in den baierischen Traungau, der sich von der Enns bis zum Hausruck erstreckte. Eine Anzahl Fluss-, Berg- und Siedlungsnamen erinnert noch heute an die Anwesenheit der Slawen (Slowenen) in unserem Gebiet, so zum Beispiel Sarning, Garsten, Raming, Gleink und andere. Der Fluss- und Ortsname Steyr stammt jedoch nicht, wie man bisher meinte, aus dem Slawischen. „Die Fachleute haben sich darüber“, so schreibt der bekannte Namenforscher E. Kranzmayer, „aus welcher Sprache Steyr stammt, noch nicht einigen können und noch weniger sind sie eines Sinnes darüber, was Steyr etymologisch bedeutet. Sicher ist immerhin zwei- erlei. Erstens, dass der Flussname zurückreicht bis in die vorgeschichtliche Zeit. Man ersieht das aus dem Umstand, dass in spätantiken Geschichts- quellen südlich von unserer Stadt ein offenbar keltischer Volksstamm die Bezeichnung Stiriaten geführt hatte, das heißt, genau genommen, so viel wie die Leute am Fluss Steyr, also die Steyrtaler. Überliefert ist allerdings nur der Ortsname Stiriate, den die Archäologen in der Gegend von Liezen suchen. Durch die Form Stiriate wird zweitens klar, dass der Fluss selbst in ältester Zeit Stiria geheißen haben muss; also nicht Stira, wie man vielleicht glauben könnte. Damit ist die kirchenlateinische Form Styria des Mittelal- ters und der Neuzeit vollauf gerechtfertigt. Sie muss uralt sein und knüpft auf uns unklarenWegen an eine Form an, die schon imAltertum dagewesen war.“ Die Siedlung Steyr dürfte erst in späterer Zeit Stiria geheißen haben. Ihre erste Bezeichnung, „Stirapurg“, stammt aus dem 10. Jahrhundert, die abgekürzte Form „Stira“ gehört dem Hochmittelalter an. Unter Karl dem Großen (768 - 814) wurde das aufstrebende baieri- sche Großreich dem Frankenreich einverleibt und nach der Besiegung der Awaren (791- 796) der „baierische Grenzabschnitt im Osten“ geschaffen. Mit dem Sieg der Magyaren über das baierische Heer (907) war das Ende der „karolingischen Mark“ gekommen. Die Herrschaft der Ungarn in unserem Lande dauerte bis zu ihrer Niederlage auf dem Lechfeld im August 955. Die nach diesem Sieg abermals errichtete Grenzmark imOsten („Ostar- richi“), in der seit 976 das Geschlecht der Babenberger regierte, umfasste ursprünglich bloß den Westen Niederösterreichs, während der Traungau bei Baiern verblieb. Aus dem langen Zeitraum vom 6. bis 10. Jahrhundert stammt ein im
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