Offnung des Schieusentores - hineingezogen. Nach Schließung des Tores wird dann Wasser ausgelassen, bis in der Schleuse gleicher Wasserstand mit dem Donaukanal hergestellt ist, sodann das zum Kanal führende Schleusentor geöffnet und das Floß nun von den Flößern selbst herausgezogen. Hier nun beginnt die Aufgabe Luegers. Er ist der einzige geprüfte Nauführer für den Donaukanal. Der Nauführer, der das Floß von Au, von Sarmingstein oder Aggsbach heruntergeführt hat, muß sich ihm unterordnen. So wie die Schiffe, wenn sie - von hoher See kommend - in einen Hafen einlaufen, nun nicht mehr unter dem Kommando des Kapitäns, sondern unter dem des Hafenlotsens stehen, der sie - mit den Fahrverhältnissen wohlvertraut - in den Hafen lotst, so führt oder lotst nun Franz Lueger das Floß durch den Kanal bis zum Anlegeplatz, der in Nußdorf sein kann, aber auch in KaiserEbersdorf unten, in der Nähe vom Praterspitz. Immerhin ist der Donaukanal 16 Kilometer lang. Man muß das Wasser kennen, um ein Floß ungefährdet durch seine Nücken und Tücken zu führen. Ein paar hundert Meter v.or dem Ziel läßt er seine schwere Kette, die wieder an einer Hauptspange des Floßes festgemacht wurde, zur Verlangsamung der Fahrt ins Wasser gleiten und macht das Floß mit Drahtseilen - nach Landungsmanövern, wie wir sie in Spitz gesehen haben - an einem der dicken Uferpflöcke, ,,Reitstecken" oder „Haftstock" genannt, fest. So ist der Lueger am Donaukanal allen Flößern an der Donau wohlbekannt und kein Flößer, bis weit ins Oberland hinauf, kann sich eine Landung in Wien ohne den Lueger vorstellen. Er, der noch die letzten der alten Holzscheiber und Steinscheiber auf der Wiener Donaulände gekannt hat, ist heute auch der letzte Träger der .uralten Dberlieferung der Leute von der „Länd". Mit der Unterhaltung über den Lueger-Franzl und sein Amt sind wir hübsch ein Stück weitergekommen. Aus der regengrauen Luft lösen sich undeutlich die Umrisse der Wienerwald-Berge: Die Ruine Greifenstein taucht auf, die sonst von den Wiener so gerne aufgesuchten Strandbäder Kritzendorf und Klosterneuburg sind menschenleer. Kühn wie -ein Burgsöller schiebt sich der steile Abfall des Leopoldsberges an den Strom. Zu seinen Füßen wuchtet Stift Klosterneuburg; drüben, jenseits des Stroms der Bisamberg mit den beiden Riesenfingern der Sendetürme des Funkhauses. Dort unten aber winken schon die eisernen Brücken und steinernen Türme der Stadt. 89
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