Emanuel Januschka - Schwimmendes Holz

,.Herr" will seinen Gästen einen Abend im schönen Spitz bescheren, bei einem Becher guten Wachauer Weins. Das Floß wird nun nahe ans Ufer gerudert. Dann ertönt das Kommando: ,.Hau abi dö Kettn!" Eine dicke , schwere Ke tte, die mit dem einen Ende an der „Hauptspangen" festgemacht ist, wird ins Wasser gelassen. Sie wird am Stromgrund nachgezogen und verlangsamt dadurch die Fahrt des mächtigen Floßes. Auf Kommando springen dann ein paar Flößer ans Ufer, während andere die starken Taue aufrollen und ihre Enden denen am Ufer zuwerfen. Diese nehmen sie auf, laufen mit ihnen ein Stück voraus! schlingen sie rasch ein paarmal um die dort eingerammten Uferpflöcke. Die Se ile straffen sich zum Zerreißen, die Pflöcke ächzen unter dem Zug des Floßes. Die Flößer lassen die Seile langsam nach, denn nur verlangsamen kann dieses erste Manöver die Fahrt des Floßes. Erst die Wiederholung dieses Vorganges und das Festmachen der Taue an den nächsten Pflöcken bringen den Floßkoloß zum Stillst and. Nach dem Nachtmahl verschwinden die Flößer, einer nach dem andern. Es lockt sie der Wachauer We in. Bald umschließt schwarze Nacht die Landschaft. Nur der Lampenschein in der Floßhütte verrät das Dasein v,on Menschenwerk in dieser dunk len Ecke des Stromes. Alles rings umher ist Ruhe und Vergessen. Spä tnachts kommen die Flößer heim, wieder einer nach dem anderen. Erzählen von ihren Trinkgenüssen. Der alte Leitner erzählt, gut gelaunt, von den sechs Vierteln, di e er genossen. Auf dem St roh ausgestreckt, mit ihren Mänteln ·zugedeckt, schlummern die wetter- und trinkfesten Männer schnell ein und bald umhüllt sie feste r Schlaf. In das Morgengrauen kracht plötzlich die Stimme des Nauführers: .,Auf, in Gotts Nam'I" Als wir mit den Männern in den erwachenden Tag hinaustaumeln, schlaftrunken noch und in der Morgenkühle fröstelnd, .empfängt uns ein Flößer mit der ganz ernsthaft gemeinten Einladung: ,.Mögns koa Bier? Hiatzt wars schö' frisch! " In der Nacht ist das Wasser etwas gefallen und das Floß liegt ein wenig am Ufer auf. Mit „Beißern" ist es bald flottgemacht. Wir fahren weiter, ehe die Sonne noch aufgegangen ist. Wieder ein Tag des Dahintreibens zwischen Ufergebüsch und Auwald, der Begegnungen mit Schiffen, des Auftauchens und Entschwindens von Bergen, Burgen, Klöstern, Brücken, Dörfern und Städten. Aus wilden, umbuschten Buchten starren uns gravitätisch dahinstorchende Reiher an, ein paar von ihnen erheben sich zu 37

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