zustehen, wenn lange nichts zu sehen ist als Wasser und Auwald, Weidengebüsch und Ufersand. Hier gibt es kein Jagen und Hasten, kein Antreiben und Vorwärtsdrängen. Der Strom schreibt uns die Geschwindigkeit vor und wir lassen uns treiben, fügsam und gerne. Und plätschern mit unserem Ruderschlag ein eintönig Lied dazu. Nur des alten Leitner hin und wieder ertönendes Kommando „After her!" oder „Hör vorl" (Aufhören!) unterbricht dann und wann die Stille und das gleichförmige Rauschen des Wassers. Aber das gehört hier mit zur Natur. Dann springt plötzlich v,orne bei der Floßhütte Heiterkeit und frohe Erregung auf. Der Koch hat zum Frühstück einen verführerisch duftenden Tee gekocht, der alle begeistert. Denn auf dem Wasser ist es manchmal , trotz Sommerglanz und Sonnenschein, recht „frisch", wenn sich der Wind hebt. Mittags aber macht der Koch ein Gulasch, zu dem man nach übereinstimmmendem Urteil schon„Sö" sagen muß. Die Flößer sind Leute, die wissen, was Gastfreundschaft ist. Die „Herrn", das heißt die Fahrgäste, die es diesmal buchstäblich sind, müssen zuerst essen. Dafür erweisen diese sich wieder erkenntlich, indem sie an die Ruder gehen, damit die Flößer ruhig essen können. Die Stimmung geht nun . einem gewissen Höhepunkt entgegen. Kein Wunder. Nebst dem den ganzen Tag rinnenden Bier wird nun von den Leuten auch fleißig Tee mit Rum oder eigentlich Rum mit Tee getrunken; und außerdem aus einer Flasche, die einer dem anderen unter geheimnisvollem Lächeln weitergibt, ein „doppeltbrennter Zweschperner" geschnapse lt. Das tut der Standfestigkeit der Flößer nichts. Als man aber nach dem Essen den Koch sucht, findet man ihn im Stroh, die halbgeleerte Slibowitzflasche neben sich. Den Tönen nach, die er von sich gibt, schneidet er einen meterdicken Baumstamm durch. Die Kunde davon löst überall nur nachsichtiges Lächeln aus. Er hat sichs verdient, der Gute. Nachmittags. Noch immer treiben wir an alten Schlössern, an Schifferdörfern, Sommerfrischen, kleinen Uferkeuschen, weidenumkränzten und bergumsäumten Ufern dahin. Dann grüßt von Ferne das herrliche Melker Stift und bald nimmt uns die v.ielbesungene Wachau auf. Die Forstleute vom Attersee können sich nicht sattsehen an der sonnigen, wunderbar schönen Landschaft, an den Bergen, den Burgen, den Reb enhügeln und dem Waldesgrün. In Spitz fahren wir „zu". Man könnte an dem schönen Tag gewiß noch weiterkommen, aber es soll eine festliche Fahrt werden. Der 36
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