Orte Tiefenbach ein weithin sichtbares Signal angebracht. Ist die Durchfahrt auch in der festgesetzten Zeit gesperrt, dann sieht das der Nauführer an dem Sichtbarwerden einer rotweißen Tafel. In einem solchen Falle muß das Floß in Tiefenbach „zufahren". Das ·muß es auch dann, wenn es den Struden vor 12 Uhr mittags nicht • erreicht hat. Ist das Floß durchgefahren, dann zieht der Signalposten eine Kugel auf, als Signal für die nachkommenden Fahrzeuge, daß sie langsam fahren sollen. Die kritische Stelle auf der Greiner Strecke beginnt beim „Tatteleck". Dort ist eine scharfe Krümmung, dann geht es geradeaus weiter zum Struden, zum „Kellereck", zum „Schuasterstoan" und zum „Hausstoan". Auf dieser Strecke „beutelts den Floß", wie die Flößer sagen. Die Durchfahrt durch die eingeleisige Greiner Strecke dauert etwa eine halbe Stunde. Auf ihr nehmen auch die zuständigen Prüfer - meist ein Oberbaurat von der Stromaufsicht in Grein - die Prüfung der Nauführer vor. Der Prüfer steigt dann in Dornach ein und verläßt das Floß in St. Nikola wieder. Wir sind nun mitten im herrlichen Strudengau. Vom Ufer her grüßen Sarmingsteiner Flößer. Sie kennen einander alle, die Leute vom Wasser. Und wenn Not an Mann ist, dann kommen auch Flößer von hier und von der Wachau nach Au und „helfen z'satnm". Bei dem einschläfernden Rhythmus der Ruderschläge kann man gut träumen. In großen Abständen begegnen wir Schiffen, meist Schleppzüge aus Bayern, aus Ungarn, aus Rumänien. Dann nimmt der Nauführer eine kleine Flagge an langer Stange und winkt an dem der Strommitte zugekehrten Floßrand auf und nieder. Das Schiff antwortet auf dieselbe Weise. Das bedeutet: Wir haben euch bemerkt und fahren vorbei. Bald ist das Schiff, die Begegnung, vergessen. Man träumt weiter. So unwirklich ist das alles! Kein Ton des Lebens, das man sonst gewohnt war, dringt hierher. Wir rudern auf dem Strom, wie man auf ihm vor hundert, vor tausend Jahren und noch vDr viel längerer Zeit gerudert hat, rudern so, wie der Mensch der Vorzeit wohl schon seine Flöße fortbewegt haben mag. Am Ufer stehen noch die alten Einkehrwirtshäuser, eines nach dem anderen, in denen sich jahrhundertelang die Schiffsknechte und Flößer gestärkt haben. Und die verfallenen Burgen auf den hohen Bergen schauen so vertraut zu uns herunter, als wollten sie sagen: ,.Wir kennen uns ja schon seit tausend Jahren!" Die Zeit scheint hier langsamer zu verrinnen, manchmal ganz still35
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2