Wir „rinnen" zuerst „arschling" oder „schwabisch", das heißt mit dem hinteren Teil des Floßes zuerst, vom Hafen in den Strom hinaus. Aus Leibeskräften wird gerudert, vom Ufer her mit langen Stangen und Flößerhaken gearbeitet. Dann dreht sich das Floß langsam um die eigene Achse. Und schon hat es die Strömung der Donau erfaßt. Es geht „dahi" '. Vom Ufer aus winken die Zurückbleibenden, rufen die Frauen und Kinder der Flößer Grüße nach, bis das Floß ihren Blicken entschwindet. Bald stellt sich heraus, daß uns das Gefühl der Geborgenheit, das uns das große Floß verlieh, nicht eine rein subjektive Empfindung war. Die Flößer scheinen ihm ebenso hingegeben wie wir. Die neun Ruderer hinten steuern mit ihren taktmäßigen Ruderschlägen das Floß kraftvoll. Aber da mischt sich in das Plätschern der Ruder auch schon das Geräusch des „Anschlagens". Richtig ist auch schon ein Faß Bier angestochen. Jetzt wird uns auch der Zweck eines bei den Ruderständen eingerammten Tischchens offenbar. Dort steht während der ganzen Fahrt ein blecherner Bierkrug, der nie leer wird. Unter den Flößern ist so manche kraftvolle Gestalt, aber unsere Bewunderung gehört viel mehr dem alten Leitner. Er war damals schon über die Siebzig und flößte seit mehr als fünfzig Jahren. Fünfzig Jahre Holz flößen, fünfzig Jahre Holzarbeit, fünfzig Jahre „am Wasser"! Aber markig tönt sein Kommando: ,,After her!" über das Floß, was sovJ.el heißt wie „Nachdem wieder her", nämlich zum Rudern, wenn einmal ausgesetzt wurde, da ununterbrochenes Rudern ja nicht notwendig ist, wenn das Floß die Richtung hat. Nun hat der alte Leitner ein kleines Häuschen in Au und fährt nur mit, wenn es etwas „Extrigs" gibt, wie so eine Floßfahrt nach Budapest mit einer netten „Partie". Dann ist der Leitner da, .,da gibts scho' gar nixi nit". Sein Kamerad, der alte Lenz, ist nicht vJ.el jünger als der Leitner. Doch sagen sie übereinstimmend; sie wären nicht die ältesten Flößer. Da gäbe es Achtzigjährige. Seit unserer Fahrt ist auch der Leitner ein Achtziger geworden. Aber er ist noch immer gesund und wohlauf. Ja, Wasserluft ist gesund! Der Nauführer Buchinger kann sich natürlich auf diese erlesene Schar vollkommen verlassen. Der „Hiasl", wie ihn seine Leute nennen, ist ihnen ein guter Kamerad und ein Mann, der seine Aufgabe beherrscht. Er stammt aus Stadl-Paura, dem alten Traunflößerdorf, aber er fährt schon seit vielen Jahren auf dem Strom und ist Nauführer. Ein Nauführer muß von der politischen Behörde das Schifferpatent haben, das besagt, daß er „sich über seine Kenntnisse und 31
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